Morbus Crohn und Co.: Kinder benötigen andere Therapie als Erwachsene
Jedes Jahr erkranken in Deutschland zwischen 800 und 1500 Kinder und Jugendliche an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Ein Viertel der Patienten ist bei der Diagnose sogar jünger als zehn Jahre. Auch wenn sich die Erkrankungen zunächst zu ähneln scheinen, weisen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern zum Teil erhebliche Unterschiede im Erscheinungsbild zu den Erkrankungen Erwachsener auf – beispielsweise durch spezifische Komplikationen wie eine Wachstumsretardierung oder eine verzögerte Pubertät.
Auch die Behandlung kann sich bei Kindern und Erwachsenen deutlich unterscheiden. Forscher haben nun die Behandlungsempfehlungen für die verschiedenen Altersklassen in einer Übersichtsarbeit zusammengefasst und im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.
Medikamentöse Therapien bei Kindern sollten bis zur Pubertät beibehalten werden
Für jüngere Patienten mit Morbus Crohn ist nach Angaben der Autoren zu Beginn der Therapie eine exklusive enterale Ernährungstherapie mit Trink- und Sondennahrung für sechs bis acht Wochen angezeigt. Anschließend sollte eine partielle klinische Ernährung und eine Therapie mit Medikamenten wie etwa Aminosalizylaten erfolgen. Auch werden mittlere und schwere Verläufe von Morbus Crohn, bei denen auch Analfisteln auftreten, bei Kindern und Jugendlichen von Beginn an mit Infliximab behandelt, was in der Therapie von Erwachsenen keine Option darstellt.
Die medikamentösen Therapien bei Kindern sollten in der Regel bis zum Ende der Pubertät durchgeführt werden. Bei Erwachsenen mit Morbus Crohn wird zur Remissionserhaltung grundsätzlich keine medikamentöse Therapie empfohlen. Dagegen spielt bei ihnen die Nikotinabstinenz eine große Rolle. Auch der Einsatz von Thiopurinen zur Remissionserhaltung bei CED hat bei Kindern und Jugendlichen einen deutlich höheren Stellenwert als bei Erwachsenen.
Kinder und Jugendliche vom Spezialisten behandeln lassen
Die Autoren der Übersichtsarbeit betonen, dass Kinder mit Verdacht auf CED möglichst durch Kinder-Gastroenterologen an einem speziellen Zentrum behandelt werden sollten. Auch sollten die jungen Patienten multidisziplinär betreut werden, und die Familien sollten in die Behandlung einbezogen werden. Die Forscher hoffen zudem, dass vermehrt Arzneimittelstudien mit Patienten im Kindes- und Jugendalter durchgeführt werden, um die Versorgung zu verbessern und den bisher verbreiteten Off-Label-Gebrauch von Medikamenten bei Kindern und Jugendlichen zu reduzieren.
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