Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Morbus Crohn: Neue Wirkstoffe vor der Zulassung

Donnerstag, 19. Mai 2016 – Autor:
Patienten mit Morbus Crohn können hoffen: Zwei neue Wirkstoffe stehen vor der Zulassung. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zum Aktionstag Chronisch entzündliche Darmerkrankungen am 19. Mai hin.
Durchfall und Bauchschmerzen sind die Symptome von Morbus Crohn

Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung – Foto: DOC RABE Media - Fotolia

Anhaltender Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen: Über 400.000 Menschen in Deutschland leiden an Morbus Crohn, viele von ihnen bereits seit dem jungen Erwachsenenalter. Sie gehört zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, deren Ursache unbekannt ist und die bislang weder durch Medikamente noch durch eine Operation geheilt werden können.

Die Erkrankung verläuft in Schüben, in denen die Patienten Kortison benötigen, das aber die Entzündung nicht immer ausreichend dämpfen kann. Seit einigen Jahren behandeln Gastroenterologen die Patienten zudem mit Antikörpern, die gezielt in die Entzündungsreaktion eingreifen.

Morbus Crohn: Zwei neue Wirkstoffe vor der Zulassung

„Diese Mittel haben die Behandlungsergebnisse vieler Patienten verbessert“, sagt Prof. Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin. „Es gibt jedoch Patienten, die nicht auf die Therapien ansprechen oder bei denen die Wirkung im Alter nachlässt. Für diese Gruppe benötigen wir neue Wirkstoffe.“ Zwei neue Medikamente, die sich in Studien als wirksam erwiesen, könnten  demnächst zugelassen werden.

Hohe Erwartungen setzt die Expertin derzeit auf Ustekinumab. Der Wirkstoff ist seit Februar 2009 zur Behandlung der Schuppenflechte zugelassen und hat sich dort als sicher erwiesen. Schon vor drei Jahren hatte eine klinische Studie gezeigt, dass das Mittel bei Patienten mit Morbus Crohn einen Schub beenden und danach die entzündungsfreie Phase aufrechterhalten kann. Inzwischen ist die klinische Entwicklung abgeschlossen. Experten rechnen damit, dass Ustekinumab im nächsten Jahr auch zur Behandlung des Morbus Crohn zugelassen wird.

Morbus Crohn: Körpereigene Entzündungskontrolle verbessern

Einen neuartigen Behandlungsansatz verspricht darüber hinaus der Wirkstoff Mongersen. „Bei Patienten mit Morbus Crohn sind bestimmte Proteine besonders aktiv, die antientzündliche Botenstoffe blockieren“, erläutert Siegmund. Die Wirkung antientzündlicher Botenstoffe ist deshalb so wichtig, weil sie Entzündungsvorgänge bei Morbus Crohn verringern könnten.

„Der Wirkstoff Mongersen sorgt dafür, dass die Zellen keine Proteine mehr produzieren, die Botenstoffe blockieren. Somit verbessert sich die Entzündungskontrolle durch einen körpereigenen Mechanismus.“ Eine 2015 veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass das Medikament bei Patienten mit Morbus Crohn und Befall des letzten Abschnitts des Dünndarms wirksam ist.

„Wir setzen uns dafür ein, dass die neuen Behandlungsmöglichkeiten den Patienten bald zur Verfügung stehen“, erklärt DGVS-Expertin Siegmund. Neue Therapiestrategien sind 2016 das zentrale Thema des Aktionstages Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, der anlässlich des „World Inflammatory Bowel Disease“-Tages am 19. Mai stattfindet.

Foto: DOC RABE Media

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Morbus Chron

Weitere Nachrichten zum Thema Morbus Crohn

20.04.2019

Infliximab hat einen festen Platz in der Behandlung von Morbus Crohn. Offen ist die Frage, ob der TNF-Hemmer nach längerer Remission abgesetzt werden kann. Eine Untersuchung aus Korea liefert nun Erkenntnisse zum Wiederauftreten von Krankheitsschüben.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin