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Morbus Crohn bei Kindern: Enterale Ernährungstherapie kann helfen

Sonntag, 11. Oktober 2015 – Autor:
Kindern kann bei einem akuten Morbus-Crohn-Schub eine mehrwöchige enterale Ernährung helfen. In fünf Studien hat die Ernährungstherapie im Vergleich zur Behandlung mit Glukokortikoiden erfolgreich abgeschnitten.
Morbus Crohn immer häufiger

Auch Kinder können an Morbus Crohn erkranken – Foto: Dron - Fotolia

Morbus Crohn tritt typischerweise erstmals im Alter zwischen 15 und 35 auf. Aber auch ältere oder jüngere Menschen können an der entzündlichen Darmerkrankung leiden. Bei 15 bis 25 Prozent der Patienten entwickeln sich die Symptome vor dem 20. Lebensjahr, vereinzelt sogar schon bei Säuglingen. Häufig werden die Kinder dann bei einem akuten Schub mit Glukokortikoiden wie Cortison behandelt. Dass eine enterale Ernährungstherapie mindestens genauso gut wirkt, haben nun fünf randomisierte kontrollierte Studien nachgewiesen.

Enterale Ernährung und Exklusionsdiät führen zur Remission

Insgesamt haben an den Studien 147 Kinder mit Morbus Crohn teilgenommen. Dabei wurde eine enterale Ernährungstherapie, bei der ein Teil der Ernährung über eine Sonde direkt in den Magen-Darm-Kanal gegeben wurde, mit der herkömmlichen Behandlung mit Glukokortikoiden vergleichen. Da sich die Ernährungstherapie als gleichwertig gegenüber der Steroid-Therapie erwies, Glukokortikoide aber mehr Nebenwirkungen haben, raten Experten zur enteralen Ernährung. Auch die Leitlinie zur Behandlung von Morbus Crohn wurde entsprechend aktualisiert.

In einer der Studien erhielten Kinder, die einen Morbus-Crohn-Schub hatten, eine polymere Diät über eine Magensonde. 50 Prozent ihres Energiebedarfs erhielten sie zudem als "normale" Nahrung, die unter anderem den Verzehr von Reis und geschälten Kartoffeln, von Hähnchenfleisch und gekochten Eiern sowie von Fisch, Banane und geschältem Apfel vorsah. Milchprodukte, Weizen, geräuchertes oder prozessiertes Fleisch sowie konservierte Nahrungsmittel waren hingegen verboten. Bei 70 Prozent der Patienten kam es zu einer Remission der Symptome. Zudem war die Therapietreue bei dieser kombinierten Ernährungstherapie aus enteraler Ernährung und Exklusionsdiät hoch.

Immer mehr Menschen leiden an Morbus Crohn

„Mithilfe dieser Strategie könnte es, sofern sich diese in kontrollierten Studien validieren lässt, möglich sein, mehr Patienten von einer Ernährungstherapie zu überzeugen, da in der klinischen Praxis ein Teil der pädiatrischen Patienten mit Morbus Crohn Schwierigkeiten hat, die exklusive enterale Ernährungstherapie mit einer flüssigen Formula anzunehmen und diese als die Lebensqualität einschränkend empfunden wird“, erklärte dazu Professor Norbert Wagner von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der RWTH Aachen.

Eine weitere Studie ergab, dass bei rein ilealem, also nur den letzten Abschnitt des Dünndarms betreffendem Morbus Crohn durch eine Ernährungstherapie eine Remission bei 93 Prozent der Patienten erreicht werden konnte. Normalerweise erfolgt eine enterale Ernährungstherapie bei Morbus Crohn über vier bis acht Wochen. Zusätzlich erlaubt sind Wasser, ungesüßte Tees und Diätkaugummis. Anschließend erfolgt über zwei bis acht Wochen die Rückstellung auf Normalkost.

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die schubweise verläuft. Die Krankheit kann vom Mund bis hin zum After jeden Abschnitt des Verdauungstraktes betreffen. Am häufigsten treten jedoch Entzündungen im Darmbereich auf; aktuell leiden in Deutschland rund 300.000 Menschen an Morbus Crohn. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt stetig.

Foto: © Dron - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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