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Morbus Crohn: Ärzte testen neues Medikament

Samstag, 9. Mai 2015 – Autor:
Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung mit hohem Leidensdruck. Ärzte der Universitätsklinik Erlangen-Nürnberg testen in einer Studie nun ein neues Medikament. Erste Ergebnisse klingen vielversprechend.
Morbus Crohn: Ein neues Medikament macht Hoffnung auf Remission

Morbus Crohn: Ein neues Medikament macht Hoffnung auf Remission

Morbus Crohn ist eine der häufigsten chronisch entzündliche Darmerkrankungen und bislang nicht heilbar. Wissenschaftler suchen daher nach neuen Behandlungsansätzen, die den Entzündungsprozess unterdrücken. Hoffnung macht in diesem Zusammenhang ein neues Medikament, das an der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen in einer Phase II Studie getestet wurde. Das Studienmedikament Mongersen hemmt das Molekül SMAD7, das seinerseits die Freisetzung eines entzündungshemmenden Botenstoffes (TGF-ß1) blockiert. Wie die Ärzte im New England Journal of Medicine berichten, konnte das Mittel bei mehr als der Hälfte der mit Mongersen behandelten Patienten die Krankheitsaktivität deutlich reduzieren.

Morbus Crohn: Mittel unterdrückt Krankheitsaktivität

„Ein ähnlich starker therapeutischer Effekt konnte bei der Morbus Crohn Erkrankung bisher mit keinem anderen Medikament in klinischen Studien erreicht werden“, erklärt Klinikumsdirektor Professor Markus F. Neurath. Die hohe Wirksamkeit wertet Neurath als einen möglichen Durchbruch in der Morbus Crohn-Behandlung, der durch weitere Studien abgesichert werden müsse.

In der Studie wurden 80 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Morbus Crohn Erkrankung zwei Wochen lang täglich mit Mongersen behandelt, weitere 80 Patienten erhielten ein wirkungsloses Placebo. Die Behandlung zielte auf klinische Remission ab, also auf ein Nachlassen der Krankheitssymptome und damit auf eine deutliche Verbesserung des Patientenbefindens. Dies gelang laut der Studienautoren insbesondere bei den Gruppen, die täglich 40 oder 160 Milligramm oral verabreicht bekamen: Hier erfuhren jeweils 55 Prozent und 65 Prozent die gewünschte Reduktion der Krankheitsaktivität, wohingegen in der Placebo-Gruppe nur 10 Prozent einen verringerten Wert verzeichneten.

Nachhaltiger Effekt

Das Besondere: Obwohl die Patienten nur 14 Tage behandelt wurden, hielt der Effekt drei Monate lang an. Am 84. Tag der Studie konnte bei 62 Prozent der Probanden, die 40 Milligramm Mongersen erhalten hatten, eine klinische Remission nachgewiesen werden; bei der Gruppe, die 160 Milligramm erhalten hatten, waren es sogar 67 Prozent.

Laut Neurath hat bislang kein anderes Medikament einen so nachhaltigen Effekt gehabt. „Beim Einsatz bisher vorhandener entzündungshemmender Mittel sind die Symptome nach Absetzen des Medikaments sehr rasch wieder zurückgekehrt“, sagt der Mediziner. Er sieht in dem Studienmedikament daher ein hohes Potenzial, zumal in der Studie keine Nebenwirkungen beobachtet wurden. 

Die Medizinische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen hat als einziges deutsches Zentrum den Einsatz des neuen Mittels gegen Morbus Crohn erprobt. Parallel wird Mongersen an 16 italienischen Zentren getestet.

Foto: © ag visuell - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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