Molekularer Marker für aggressive Prostatatumoren entdeckt

Forscher haben eine Eiweiß entdeckt, das Prostatatumorzellen aggressiv macht. – Foto: DragonImages - Fotolia
Die Forscher haben zahlreiche Datenbanken durchforstet und mehr als 7.700 Gewebeproben untersucht. Entdeckt haben sie dabei das Protein BAZ2A, das in gesunden Zellen das Wachstum hemmt, in Tumorzellen aber genau das Gegenteil bewirkt. „Tatsächlich scheint BAZ2A einen direkten Einfluss auf die Aggressivität von Prostatakrebs zu haben“, sagt Professor Christoph Plass vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Schalteten die Forscher BAZ2A in Prostatakrebszellen aus, verlangsamte sich das Wachstum der Tumorzellen. Höhere Konzentrationen von BAZ2A steigerten dagegen die bösartigen Eigenschaften der Prostatakrebszellen, etwa ihre Beweglichkeit oder die Fähigkeit, in umgebendes Gewebe einzudringen und damit Metastasen zu bilden.
Prostatakrebs: BAZ2A-Konzentration kann Verlauf beeinflussen
Die Gewebeproben zeigten: Je mehr BAZ2A das Gewebe enthielt, umso fortgeschrittener war der Tumor bei der Diagnose, umso häufiger hatte der Krebs schon Metastasen gebildet und umso höher war der PSA-Wert des jeweiligen Patienten. Die Bestimmung des PSA-Wertes dient zur Früherkennung von Prostatakrebs.
„Der Grad der BAZ2A-Expression könnte demnach deutliche Hinweise auf den Verlauf der Erkrankung geben. Das muss natürlich noch klinisch bestätigt werden“, sagt Plass. Gerade bei Patienten, deren sonstige klinische Werte ein mittleres Risiko anzeigen, könnte die BAZ2A-Expression künftig wertvolle Hinweise liefern, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Krebs zurückkehrt. Das kann auch für die Wahl der Therapie ausschlaggebend sein.
65.000 neue Prostatatumor-Diagnosen pro Jahr
Der Marker wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes des Internationalen Krebsgenom-Konsortiums (ICGC) entdeckt. Das Konsortium von Wissenschaftlern untersucht die 50 häufigsten Krebserkrankungen genetisch, um Prävention, Diagnose und Therapie zu verbessern. Bei drei Projekten wirken deutsche Forscher mit. Neben dem Prostatakarzinom untersuchen sie genetische Faktoren für kindliche Hirntumore und maligne Lymphome.
Jedes Jahr wird in Deutschland bei mehr als 65.000 Männern ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Doch nicht jeder Prostatatumor ist bösartig. Ein molekularer Gradmesser für die Aggressivität des Tumors könnte also künftig bei der Entscheidung helfen, wie intensiv und radikal die Behandlung ausfallen muss.
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