Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Modellprojekt: Lotsen stärken Rheuma-Patienten

Donnerstag, 11. Dezember 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Das Modellprojekt „Rheuma-Lotse“ hat Patienten mit zum Teil seltenen rheumatischen Erkrankungen im Umgang mit dem Versorgungssystem gestärkt. Das zeigt die Evaluation des Projektes der Deutschen Rheuma-Liga, das vom Bundesgesundheitsministerium über sechs Jahre gefördert wurde.
Bei Rheuma hilft Beratung  weiter

Beratung hilft Rheuma-Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung – Foto: copyright Michael Bause

Vor allem konnten sich Rheumakranke mit Hilfe der Lotsen im teilweise schwer durchschaubaren Versorgungssystem besser orientieren, so die Rheuma-Liga. Damit hat das Projekt eines seiner Ziele erreicht. Zugleich sollte es die Vernetzung von Versorgungselementen zu verbessern.

Drei hauptamtliche Lotsinnen berieten die Patienten. Zwei von ihnen waren regional in Leipzig und Heilbronn tätig, eine bundesweit für seltene rheumatische Erkrankungen mit Sitz in Wuppertal. Finanziert wurden sie von den Krankenkassen und Kassenverbänden Barmer GEK, AOK und DAK. Die Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich (FOGS) evaluierte das Projekt während der gesamten Laufzeit.

Mehr Reha für Rheuma-Patienten

Über die Ergebnisse der Evaluation zeigen sich die Projektverantwortlichen erfreut. Mehr als 90 Prozent der Betroffenen gaben an, dass sie sich nach der Beratung besser über ihre Erkrankung, über Versorgungsangebote und Therapieziele informiert fühlten, davon 33,5 Prozent deutlich besser. Die psychische Verfassung hat sich den Angaben nach bei über 80 Prozent der Ratsuchenden verbessert, davon bei 27,1 Prozent deutlich.

Weitere Ergebnisse: 65,9 Prozent der Betroffenen zeigten sich nach der Betreuung durch die Lotsinnen zu mehr Mitwirkung an der Verbesserung ihrer Gesamtsituation bereit. Jeder vierte Betroffene hat im Betreuungsverlauf durch eine Lotsin eine stationäre Rehabilitation angetreten, weitere 15 Prozent standen kurz vor Antritt einer solchen Maßnahme.

Diesen Effekt wertet die Vizepräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga Rotraut Schmale-Grede als besonders erfreulich. Nach ihren Angaben nehmen im Durchschnitt nur 8,1 Prozent der Betroffenen eine Reha-Maßnahmen in Anspruch. „Auch bei der Funktionskapazität (FFbH) und der gesundheitlichen Lebensqualität (SF36) zeigen sich positive Tendenzen“, so Schmale-Grede. Der Haken: Die Zahl der „vorher-nachher“-Fragebögen reicht nach ihren Angaben nicht aus, um fundierte Aussagen zur Wirksamkeit einer flächendeckenden Einführung von Rheuma-Lotsen zu machen.

Zwei von drei Rheuma-Lotsen bleiben

Mehr als 2000 überwiegend weibliche Patienten haben sich an die Lotsinnen gewandt. Sie zeigten sich insgesamt sehr zufrieden. Alle antwortenden Betreuten würden die Lotsinnen weiter empfehlen. Das Fazit der Begleitforschung laut Martina Schu von FOGS: „Der Bedarf an Beratung und Unterstützung vieler chronisch an Rheuma Erkrankter in schwierigen Situationen ist hoch. Daher empfehlen wir die Fortführung und Ausweitung des Projektes.“ In Heilbronn und Leipzig wird das Projekt nach dem Ende des Modells von den jeweiligen Landesverbänden der Rheuma-Liga mit der Unterstützung der regionalen Kassenverbände von Barmer GEK, Ersatzkassen und AOK fortgesetzt. Die bundesweite Spezialberaterin entfällt dagegen.

Foto: fotodesign Bause, Köln; Quelle Deutsche Rheuma-Liga

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Bundesgesundheitsministerium , Rheuma , Rheumatoide Arthritis , Ambulante Versorgung , Rehabilitation

Weitere Nachrichten zum Thema Rheuma

29.01.2019

Menschen mit Gelenkrheuma haben oft auch ein erhöhtes Risiko für eine Reihe anderer Erkrankungen. Gleichzeitig werden sie weniger gut rheumatologisch versorgt, wenn sie Begleiterkrankungen haben. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie warnt nun vor einer Unterversorgung der Betroffenen.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin