Modellprojekt: Kliniken bilden Pflege-Nachwuchs aus Vietnam aus

Pflege-Azubi Mong Thuy To mit Praxisanleiterin Alina Wulf auf Geriatrie-Station der Universitätsmedizin Mainz – Foto: Peter Pulkowski
Seit Herbst 2017 werden 22 junge Vietnamesen in Rheinland-Pfalz zu Gesundheits- und Krankenpflegern ausgebildet. Lehrstandorte sind die Rheinhessen-Fachklinik Alzey und die Universitätsmedizin Mainz. Das Bundesministerium für Wirtschaft fördert das bis 2019 laufende Modellprojekt.
Durchgeführt wird es von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Ein zentrales Anliegen sei es dabei, Einrichtungen und Unternehmen der Gesundheits- und Pflegebranche für eine zukunftsorientierte Personalpolitik zu sensibilisieren und eine langfristige Strategie zur Fachkräftegewinnung zu entwickeln.
Modellprojekt: Pflege-Nachwuchs aus Vietnam
Bislang ungenutzte Potenziale im In- und Ausland sollten stärker in den Blick genommen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Vietnam verfüge aufgrund seiner sehr jungen Bevölkerung über ein hohes Arbeitskräftepotential. Die vietnamesische Regierung unterstütze die Arbeitsmobilität von Gesundheitsfachkräften.
Im Rahmen des Modellprojektes absolvierte der Pflege-Nachwuchs aus Vietnam zunächst einen Sprachkurs bis Sprachniveau B2 und erhielt eine fachsprachliche Qualifizierung sowie ein interkulturelles Training. Dann begann die Ausbildung.
"Mit der Teilnahme am Modellprojekt knüpfen wir an gute Erfahrungen an, die wir schon seit den 1960er Jahren mit Fachkräften aus dem Ausland gemacht haben, beispielsweise aus Korea. Das kann gelingen, weil kaum ein Bereich stärker internationalisiert ist als die Medizin", so Prof. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin. Dabei müsse man die Herkunftsländer und deren Situation aber ebenso im Blick behalten, ergänzte Dr. Gerald Gaß, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, das Träger der Rheinhessen-Klinik ist.
Pflegefachkräfte sollen dauerhaft integriert werden
"Durch die Ausbildung soll sichergestellt werden, dass die Pflegekräfte die deutschen Pflegestandards von der Pike auf erlernen, wodurch sich ihnen gute berufliche Perspektiven in Rheinland-Pfalz eröffnen. Ziel ist es, diese Fachkräfte dauerhaft in Deutschland zu integrieren. Wir wollen mit dem Projekt aufzeigen, dass wir durch die Gewinnung von Kräften aus Drittstaaten dem Pflegekräfte-Engpass in Deutschland entgegenwirken können", bekräftigte die Vertreterin des Bundeswirtschaftsministeriums, Marion Ewert.
In Rheinland-Pfalz fehlten knapp 2.000 Pflegefachkräfte. Laut Prognose erhöhe sich dieses Defizit in den nächsten 10, 15 Jahren, wenn nicht gegensteuert werde, sagte Arbeits- und Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) bei der Vorstellung des Projekts in Mainz. Bei der Fachkräftesicherung könne der Bedarf bei aller Anstrengung nicht allein durch einheimische Kräfte und durch Arbeitskräfte aus EU-Mitgliedstaaten gedeckt werden, betonte die Ministerin. Die Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten sei nicht nur für Deutschland, sondern für viele Länder mit ähnlicher demografischer Entwicklung in naher Zukunft von großer Bedeutung.
Foto: Peter Pulkowski - Universitätsmedizin Mainz