Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Mittelstand vernachlässigt offenbar Burnout-Prävention

Freitag, 26. Oktober 2018 – Autor:
Seit 2013 sind Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, auch psychische Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz zu erfassen und, wenn nötig, etwas dagegen zu unternehmen. Dem aktuellen Arbeitssicherheitsreport der Dekra zufolge ignoriert aber die Mehrheit der Klein- und Mittelbetriebe diese Vorschriften – obwohl sie dazu dienen, stressbedingte Erkrankungen und Personalausfälle zu verhindern.
Kaffeetasse, PC-Tastatur, Stift, Zettel mit Vermerk "Prävention"

Prävention am Arbeitsplatz: Bei psychischen Erkrankungen längst nicht so gängig wie bei körperlichen - dabei schnellen die durch sie verursachten Fehltage in die Höhe. – Foto: ©magele-picture - stock.adobe.com

Nur in 41 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland erfolgt die im Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebene psychische Gefährdungsbeurteilung, die stressbedingte Erkrankungen und Ausfälle verhindern soll. Dies ergibt sich aus jetzt vorab veröffentlichten Ergebnissen des Arbeitssicherheitsreports 2018/2019 der Prüfgesellschaft Dekra in Stuttgart. "Die Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Mittelständler auch nach fünf Jahren noch nicht wissen, wie sie mit dem Thema umgehen sollen", sagt Karin Müller, Leiterin des Bereichs Mensch und Gesundheit bei der Dekra. "Dabei existieren Lösungen, um die psychische Gefährdungsbeurteilung gesetzeskonform und wirksam durchzuführen. Gefragt sind Verfahren, die aufzeigen, wie es der Belegschaft wirklich geht und welcher Stress tatsächlich krank macht."

Stress am Arbeitsplatz macht krank - und schadet der Qualität

"Private und berufliche psychische Belastungen tragen maßgeblich zu Burnout oder Muskel- und Skeletterkrankungen und somit zu Fehlzeiten und Qualitätsmängeln bei", heißt es in einer Mitteilung der Dekra weiter. Rückenleiden und andere Erkrankungen von Skelett und Muskulatur sind mit einem Anteil von 22 Prozent Hauptursache für Fehltage bei Arbeitnehmern. Auf Platz zwei folgen psychische Erkrankungen mit 17 Prozent. Die Fehlzeiten aufgrund von psychischen Belastungen haben in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Häufigstes Krankheitsbild sind Depressionen, gefolgt von Reaktionen auf schwere Belastungen, Anpassungsstörungen und Burnout.

Psychisch bedingte Ausfalltage: Plus 67 Prozent binnen zehn Jahren

Laut AOK-Fehlzeitenreport 2018 hat sich der Krankenstand bei Beschäftigten, der auf psychische Erkrankungen zurückzuführen ist, innerhalb von zehn Jahren um mehr als zwei Drittel erhöht (2007 bis 2017: plus 67,5 Prozent). Außerdem führen diese Erkrankungen zu besonders langen Ausfallzeiten. Mit durchschnittlich 26 Krankheitstagen je Attest dauerten sie 2017 mehr als doppelt so lange wie eine durchschnittliche Krankschreibung.

Der komplette Dekra-Arbeitssicherheitsreport wird voraussichtlich zum Jahresende 2018 veröffentlicht. Das von der Dekra beauftragte Forsa-Institut in Berlin befragte für die Untersuchung 300 zufällig ausgewählte Entscheidungsträger im Personalbereich oder Arbeitsschutz aus kleinen und mittleren Unternehmen von 10 bis unter 500 Mitarbeiter.

Die Dekra ist nach eigenen Angaben die größte Prüfgesellschaft in Deutschland. Sie existiert seit 1925, beschäftigt heute rund 44.000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von rund drei Milliarden Euro. Der Konzern befasst sich schwerpunktmäßig mit der Prüfung von Kraftfahrzeugen und technischen Anlagen.

Foto: fotolia.com/magele-picture

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Berufskrankheiten , Vorsorge

Weitere Nachrichten zum Thema Stress am Arbeitsplatz

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin