Mittelohrentzündung: Antibiotika-Gabe verkürzen bringt nichts
Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern des Children's Hospital in Pittsburgh und der University of Pittsburgh School of Medicine. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Die akute Otitis media ist eine bakterielle Infektion des Mittelohres, die mit einer schmerzhaften Entzündung verbunden ist. Am Beginn einer Mittelohrentzündung steht fast immer ein Infekt der Atemwege wie ein Schnupfen. Drei von vier Kindern erkranken in ihrem ersten Lebensjahr daran. Folglich ist es der häufigste Grund, warum Kindern ein Antibiotikum verschrieben wird.
Weniger Antibiotika, weniger Resistenzen?
Angesichts der Zunahme von Antibiotika-Resistenzen sind die Mediziner mittlerweile vorsichtiger geworden mit dem Verordnen dieser Präparate. Die Forscher wollten nun wissen, ob eine kürzere Behandlungsdauer ebenso wirksam ist. Denn sie hat möglicherweise weniger Nebenwirkungen und könnte das Risiko von Resistenzen verringern, so Dr. Alejandro Hoberman von der Pittsburgh School of Medicine.
An der Studie nahmen 520 Kinder im Alter von 9 bis 23 Monaten mit einer akuten Otitis media teil. Sie erhielten entweder die Standard-10-Tage-Therapie mit dem Antibiotikum Amoxicillin-Clavulansäure oder eine verkürzte 5-tägige Antibiotika-Behandlung gefolgt von fünf Tagen Placebo. Weder die Studienteilnehmer noch die Ärzte wussten, welcher Gruppe der Teilnehmer zugeordnet wurde.
Mittelohrentzündung: Antibiotika-Gabe verkürzen bringt nichts
In der 5-Tage-Gruppe schlug die Behandlung in 34 Prozent der Fälle nicht an, also doppelt so häufig wie in der 10-Tage-Gruppe (16 Prozent). Die 10-Tage-Behandlung gegen Mittelohrentzündung war demnach effektiver. Ein anschließender Nasen-Abstrich zeigte, dass in der 5-Tage-Gruppe nicht viel weniger antibiotika-resistente Bakterien auftraten (44 zu 47 Prozent). Auch reduzierte die kürzere Antibiotika-Gabe nicht das Risiko für Nebenwirkungen wie Durchfall oder Windelausschlag, die jeweils bei rund einem Drittel der kleinen Patienten auftraten.
Es gab noch weitere interessante Ergebnisse: Das Risiko für das erneute Auftreten einer Mittelohrentzündung war höher, wenn die Kinder für zehn oder mehr Stunde in der Woche in einer Gruppe von mindestens drei Kindern beaufsichtigt wurden, wie zum Beispiel in einer Kita.
Restflüssigkeit im Ohr erhöht Rückfall-Risiko
Das Rezidiv-Risiko war höher, wenn die erste Infektion in beiden Ohren statt nur in einem Ohr auftrat. Das Rückfall-Risiko war auch höher, wenn nach der Behandlung eine Restflüssigkeit im Mittelohr verblieb. Bei annähernd einem von zwei dieser Kinder kehrte die Mittelohrentzündung zurück.
Dr. Hoberman wies allerdings darauf hin, dass die Ergebnisse nur für Kinder bis zum Alter von zwei Jahren gelten und nicht zwingend auf ältere Kinder übertragbar sind.
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