Mit der Zweitmeinung die Therapie optimiert
Ein internetbasiertes Zweitmeinungssystem für Hodenkrebstherapien soll Ärzten dabei helfen, die richtige Therapieentscheidung zu treffen. Ziel ist, Ärzte bei der Therapieplanung optimal zu unterstützen. Dazu muss der Arzt nur die Befunde des Patienten, Diagnose und Therapievorschlag in eine Online-Erfassungsmaske eingeben. Ein Experte aus dem Zweitmeinungszentrum bearbeitet umgehend den Patientenfall und erstellt eine ärztliche Zweitmeinung. Die ausgewiesenen Experten sitzen in Universitätskliniken, Krankenhäusern und ambulanten Versorgungseinrichtungen.
Zweitmeinung
In einer Studie wurde nun überprüft, wie sich das Zweitmeinungssystem auf die Therapieentscheidungen auswirkt Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 642 Anfragen von Klinikärzten und niedergelassenen Urologen bearbeitet und ausgewertet.
Die Ergebnisse: Bei einem Drittel der Fälle kam die Zweitmeinung zu einer abweichenden Therapieempfehlung. Davon führte jede sechste sogar zu einer starken Korrektur des Therapievorschlags. Insbesondere in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien unterschieden sich der erste und der zweite Behandlungsansatz deutlich. So konnte die Dosis der Chemotherapie in 40 Prozent der Fälle reduziert werden, nur in 25 Prozent war mehr Wirkstoff nötig.
Therapientscheidung durch Zweitmeinung
Zwei Drittel der Ärzte folgten der Empfehlung. Das zeigt eine hohe Bereitschaft, einen Kollegenrat anzunehmen. "Überträgt man dieses System der Zweitmeinungen auf andere onkologische und nicht-onkologische Erkrankungen, dann erreicht man wesentlich effektiver, dass bestehende Richtlinien auch gezielt angewendet werden", ist Prof. Schrader, der die Studie an der Charité leitete, überzeugt, da sich die Zweitmeinungsspezialisten strikt an die Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Urologie hielten.
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift European Urology veröffentlicht: Mark Schrader et al.: Burden or Relief: Do Second-Opinion Centers Influence the Quality of Care Delivered to Patients with Testicular Germ Cell Cancer?, European Neurology, DOI: 10.1016/j.eururo.2009.10.032