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Mit der Pollenzeit beginnt eine schwere Zeit für Allergiker

Donnerstag, 26. April 2012 – Autor:
Die Zahl der Pollenallergiker steigt seit Jahren. Chancen auf Heilung bietet allein die Hyposensibilisierung. Andere Massnahmen lindern lediglich die Symptome.
Mit der Pollenzeit beginnt eine schwere Zeit für Allergiker

ECARF

Sie haben Schnupfen, tränenden Augen, Juckreiz in den Schleimhäuten oder unaufhörlichem Niesen: Etwa 16 Millionen Deutsche leiden an einer Pollenallergie - Tendenz steigend. Sobald Erle, Hasel, Eiche, Esche, Buche oder Birke blühen, treten die ersten Beschwerden auf. Der Grund: Bei Pollenallergien handelt es sich um sogenannte Sofortreaktionen, die bereits wenige Minuten nach dem Kontakt mit dem auslösenden Stoff, dem Allergen, auftreten.

Allergie-Symptome lindern

"Werden Allergien nicht behandelt, können sie chronisch werden", warnt Prof. Dr. med. Percy Lehmann, Direktor des Zentrums für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin am HELIOS Klinikum Wuppertal. Weil der Auslöser der meisten Symptome der Botenstoff Histamin ist, muss vor allem seine Wirkung blockiert werden. Die Behandlung erfolgt mit sogenannten Antihistaminika. Das Problem: Sie lindern zwar die auftretenden Symptome, können aber nichts gegen die zugrundeliegende Krankheit ausrichten.

Die Hyposensibilisierung bleibt derzeit die einzige Therapieform, durch die ein Heuschnupfen auf Dauer in seinem Verlauf beeinflusst werden kann. Die Symptome werden geringer oder verschwinden sogar ganz - andere Medikamente müssen nicht mehr eingenommen werden. "Die meisten Soforttyp-Allergien - etwa gegen Pollen oder Hausstaub - können mit einer Hyposensibilisierung behandelt werden", sagt Prof. Lehmann. "Ziel ist es, den Patienten mit stetig steigenden Dosen des unverträglichen Stoffs an das Allergen zu gewöhnen."

Eine frühzeitige Behandlung mit dieser Methode verhindere oft auch den Übergang des Heuschnupfens in ein allergisches Asthma, meint der Experte. Dieser sogenannte Etagenwechsel werde bei zehn bis 40 Prozent der Allergiker beobachtet.

Auch Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln sind häufig

Mehr als die Hälfte aller erwachsener Birkenpollenallergiker in Deutschland leidet zusätzlich an einer Allergie auf bestimmte Nahrungsmittel, einer so genannten Kreuzallergie. "Erwachsene Birkenpollenallergiker können zu ihrem Heuschnupfen eine Allergie vor allem auf Stein- und Kernobst oder Haselnüsse entwickeln", erklärt Prof. Dr. med. Dr. h. c. Torsten Zuberbier, Leiter der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF). Ursache hierfür seien die in diesen Nahrungsmitteln enthaltenen Allergene, die in ihrem Aufbau denen der Birkenpollen sehr ähneln. "Unser Immunsystem kann sie kaum unterscheiden. Deshalb kann es bei ihrem Verzehr zu allergischen Kreuzreaktionen kommen", meint Zuberbier. Die typischen Symptome einer Kreuzallergie sind Kribbeln und Schwellungen im Mund- und Halsbereich. Bei besonders sensiblen Pollenallergikern können sie auch zu lebensbedrohlichen Reaktionen wie Atembeschwerden und Luftnot führen.

Den Kreuzallergikern rät die Europäische Stiftung für Allergieforschung, Steinobst möglichst nur in erwärmtem Zustand zu sich zu nehmen. Die hitzelabilen Allergene werden dadurch zerstört und somit für Allergiker verträglich. Die beste Verhaltensmassnahme sei aber, auf die Nahrungsmittel, die das auslösende Allergen enthalten zu verzichten. Zudem helfen Tabletten mit nicht müde machenden Antihistaminika, kortisonhaltige Nasensprays oder Augentropfen mit Cromoglycin, die Symptome zu lindern. Grundsätzlich sollte der Heuschnupfen mit einer Hyposensibilisierung behandelt werden.

Allergien und Gene

Allergien entstehen aufgrund einer komplexen Pathogenese, die im Wesentlichen von genetischen Faktoren und diversen Umwelteinflüssen abhängig ist. Die von den Eltern an die Kinder weitergegebene genetische Ausstattung hat in diesem Zusammenhang eine enorme Bedeutung. Leidet ein Elternteil unter einer Allergie, beträgt das Risiko für das Kind zwischen 20 und 40 Prozent, ebenfalls eine allergische Erkrankung zu entwickeln. Haben dagegen beide Elternteile eine genetische Allergiebelastung, so beträgt die Wahrscheinlichkeit für die nachfolgende Generation etwa 50 bis 70 Prozent, mit der sie für eine Prädisposition zu allergischer Erkrankung ausgestattet sind. Es gibt aber offenbar kein einzelnes Allergie-Gen.

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