Mit dem Rauchen aufhören macht glücklich

Wissenschaftler bestätigen: Mit dem Rauchen aufhören macht glücklick. – Foto: AdobeStock/Voyagerix
Küsse schmecken besser, die Haut im Gesicht ist straffer, das Risiko für Krebs, Herzinfarkt und sogar schwere COVID-19-Verläufe deutlich geringer: Es gibt viele Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören. Jetzt ist ein neuer hinzugekommen: „Nichtrauchen macht glücklich!“ Das ist die Quintessenz einer aktuellen Übersichtsstudie des globalen Wissenschaftsnetzwerks Cochrane Collaboration.
Raucher haben Angst vor Verlust von Geselligkeit
„Manche Menschen glauben, dass Rauchen Stress und andere psychische Symptome reduziert und dass ein Rauchstopp deshalb ihre psychischen Probleme verschlimmern könnte“, heißt es in einer Mitteilung von Cochrane Deutschland. „Zudem machen sich manche Raucher auch Sorgen, dass ein Rauchstopp negative Auswirkungen auf ihr Sozialleben und ihre Freundschaften haben könnte.“
Rauchstopp: Weniger Depressionen, Ängste und Stress
Eine jetzt in der Cochrane Library publizierte Metastudie entkräftet diese Befürchtungen. Menschen, die mindestens sechs Wochen lang mit dem Rauchen aufhörten, erlebten der Studien-Analyse zufolge weniger Depressionen, Ängste und Stress als Menschen, die weiter rauchten. Menschen, die mit dem Rauchen aufhörten, erlebten auch mehr positive Gefühle und ein besseres psychisches Wohlbefinden.
Raucherpause weg – Freundschaften weg?
Eine interessante Aussage machten die Wissenschaftler zur angeblichen Bedeutung von Raucherpausen: „Das Aufgeben des Rauchens hatte keinen Einfluss auf die Qualität der sozialen Beziehungen.“ Die Ergebnisse deuteten sogar darauf hin, dass der Rauchstopp mit einer kleinen Verbesserung des sozialen Wohlbefindens verbunden sei. Im Rahmen der vorliegenden Meta-Studie werteten Wissenschaftler von drei britischen Universitäten sowie einer US-amerikanischen 102 Beobachtungsstudien mit 169.500 Teilnehmern aus.
Längerfristige Vorteile für die psychische Gesundheit
„Viele Raucher sind besorgt, dass der Rauchstopp ihre sozialen Netzwerke stören und zu Gefühlen der Einsamkeit führen könnte“, sagt Gemma Taylor, Hauptautorin des Reviews und Expertin für Sucht und mentale Gesundheit an der University of Bath in England. „Der Rauchstopp scheint aber keine negativen Auswirkungen auf die soziale Lebensqualität zu haben. Viele Menschen befürchten auch, dass das Aufhören mit dem Rauchen Stress bedeutet. Die Evidenz zeigt, dass Stress bei Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, reduziert wird und dass es wahrscheinlich längerfristige Vorteile für die psychische Gesundheit der Menschen gibt."
Rauchstopp verstärkt psychische Erkrankungen nicht
Die Autoren der Übersichtsarbeit kombinierten die Ergebnisse einzelner Studien und verglichen beispielsweise die Veränderungen der psychischen Gesundheitssymptome bei Personen, die mit dem Rauchen aufhörten, mit Veränderungen bei Personen, die weiterhin rauchten. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein Rauchstopp im Durchschnitt mit kleinen bis mäßigen Verbesserungen der Stimmung verbunden war“, sagt Suchtforscherin Taylor. „Vor allem gibt es keinen Grund zu befürchten, dass sich der Gesundheitszustand von Menschen mit psychischen Erkrankungen verschlechtert, wenn sie mit dem Rauchen aufhören.“
Rauchen: 79 Milliarden Euro Schaden im Jahr
Die Vorteile des Nichtrauchens für die körperliche Gesundheit sind bekannt. Rauchen gilt als die wichtigste Ursache für vermeidbare Krankheiten und Todesfälle weltweit. Jeder zweite Raucher stirbt – meist vorzeitig – an einer Krankheit, die mit dem Rauchen in Zusammenhang steht. Im Vergleich zu anderen west- und nordeuropäischen Ländern ist der Tabakkonsum in Deutschland hoch. 28 Prozent der Deutschen über 15 Jahre rauchen – fast jeder dritte Mann (32 Prozent) und jede vierte Frau (25 Prozent). Diese Zahlen nennt die DEBRA-Studie („Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“) der Uni Düsseldorf aus dem Jahr 2018. Fast jeder achte Todesfall wird demnach durchs Tabakrauchen verursacht. Tabakrauch enthält etwa 4.800 Chemikalien, von denen 90 nachweislich krebserregend sind. 79 Milliarden Euro Schaden entstehen dem deutschen Sozialversicherungssystem im Jahr als Folge des Tabakkonsums. Das ist doppelt so viel wie der jährliche Umsatz der deutschen Zigarettenindustrie.
Zur Bedeutung des Wissenschaftsnetzwerks Cochrane
Die „Cochrane Collaboration“ ist ein unabhängiges, weltweites Netzwerk von Wissenschaftlern, Ärzten, Angehörigen von Gesundheitsfachberufe, Patienten und an Gesundheitsfragen Interessierten. Cochrane setzt sich dafür ein, dass Entscheidungen zu Gesundheitsfragen weltweit auf Basis hochwertiger, relevanter und aktueller wissenschaftlicher Evidenz getroffen werden. Hierfür erstellt das Netzwerk systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen.
Gegründet wurde Cochrane 1993 von dem britischen Gesundheitswissenschaftler Iain Chalmers in Oxford. Namensgeber ist Archie Cochrane, britischer Arzt und Begründer der „Evidenzbasierten Medizin". Diese jüngere Entwicklungsrichtung in der Medizin fordert, dass patientenorientierte Entscheidungen bei einer Behandlung auf Grundlage von empirisch nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden sollten. Die Cochrane-Organisation hat ihren Sitz in London. Die Leistungen des Netzwerks entstehen durch Beiträge von 79.000 Mitgliedern und Unterstützer aus über 130 Ländern weltweit.