Mit Brustschmerzen in die Klinik: Neuer Bluttest weist Herzinfarkt schneller nach
Akuter Brustschmerz mit Verdacht auf einen Herzinfarkt ist ein häufiger Grund für die Einlieferung in eine Notaufnahme. Ein neuer Bluttest hilft den Ärzten, einen Herzinfarkt schon nach einer Stunde zu diagnostizieren oder eben auszuschließen. Bisherige Bluttests benötigen dafür mindestens drei Stunden. Bei einem lebensbedrohlichen Ereignis wie dem Herzinfarkt ist das wertvolle Zeit. Alle Tests nutzen den Biomarker Troponin I, der Aufschluss über Schädigungen der Herzmuskelzellen gibt. Nach derzeitigen Standards gelten Troponin I-Werte über 27 Nanogramm pro Liter (ng/L) als erhöht. Laut den Ergebnissen der „Biomarkers in Acute Vascular Care“ (BACC) Studie gelten indes Werte über 6 ng/L schon als kritisch.
Bluttest ist sensitiver
„Der neue, hochsensitive Troponin-I-Test liefert viel rascher Ergebnisse und entdeckt auch viel niedrigere Troponin-I-Werte, die aber eine wichtige Rolle für das kardiovaskuläre Risiko spielen dürften“, erklärte BACC-Studienarzt PD Dr. Dirk Westermann vom Herzzentrum Hamburg auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) am Sonntag in London.
An der Studie nahmen 1.045 Patienten teil, die mit akutem Brustschmerz und Herzinfarkt-Verdacht in der Notaufnahme des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf betreut wurden. Bei einer Gruppe der Patienten wurde der neue Bluttest durchgeführt, bei der anderen die Standardtests. Anschließend beobachteten die Ärzte die Patienten über sechs Monate und verglichen die Ergebnisse. „Dabei zeigte sich, dass bereits ein Grenzwert von nur 6 ng/L Troponin I bei Aufnahme gemessen zuverlässiger den Ausschluss eines Herzinfarkts zulässt als die bisher empfohlenen 27 ng/L mit Wiederholungsmessung nach drei Stunden“, so Westermann.
Niedriger Grenzwert von Troponin-I spürt Herzinfarkte besser auf
Den neuen Grenzwert überprüften die Wissenschaftler zusätzlich anhand der Daten der BiomarCaRE Studie, einer der größten Untersuchungen, in denen in der Allgemeinbevölkerung Troponin-I-Werte erhoben wurden. Die Daten bestätigten offenbar, dass Personen mit einem Troponin-I-Wert über 6 ng/L ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko aufweisen. Der niedrigere Grenzwert wurde daraufhin nochmals auf die BACC-Studienteilnehmer angewendet. Laut Herzspezialist Westermann wäre die Sterblichkeit in der Standard-Gruppe niedriger gewesen, wenn für die Entscheidung über Weiterbehandlung oder Entlassung die neue diagnostische Methode anstelle des bisherigen Standardverfahrens angewendet worden wäre. „Der schneller anzuwendende Test und die niedrigeren Grenzwerte können die Sicherheit erhöhen, ob die richtigen Patienten nach Hause geschickt werden“, sagte er in London.
Das Hamburger UKE will nach Angaben von Prof. Stefan Blankenberg den hochsensitiven Test nun einführen.
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