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Millionen Menschen abhängig von Schlaf- und Beruhigungsmitteln

Donnerstag, 18. Juni 2015 – Autor:
Immer mehr Menschen sind abhängig von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Meistens werde diese von Hausärzten verschrieben. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Gesundheitsunternehmens „Insight Health“.
Sucht: Schlaf- und Beruhigungsmittel

Beruhigungsmittel gehören zu den beliebtesten Psychopharmaka – Foto: Les Cunliffe - Fotolia

Immer mehr Menschen in Deutschland nehmen dauerhaft Schlaf- oder Beruhigungsmittel ein, und viele kommen von den Arzneien nicht mehr los. Mittlerweile sind Schätzungen zufolge bis zu 1,5 Millionen Menschen abhängig von den Arzneimitteln, und es werden immer mehr. Zu diesem Ergebnis kommt der Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeske bei der Auswertung aktueller Daten, die das Unternehmen „Insight Health“ für die „ZEIT“ bereitgestellt hat. Demnach werden 70 Prozent der Schlaf- und Beruhigungsmittel von Hausärzten oder Internisten verschrieben.

Schlafmittel erhöhen Mortalität

Nur in rund 18 Prozent der Fälle haben Neurologen die Arzneien verordnet, obwohl dies eigentlich in ihr Fachgebiet gehört. Zudem werden Beruhigungsmittel immer seltener auf Kassenrezept verschrieben. Stattdessen steigt die Anzahl der Privatrezepte.

Die unkritische Verordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln ist nicht nur deshalb problematisch, weil sie schnell abhängig machen. Eine britische Studie konnte auch zeigen, dass der Gebrauch von Schlafmitteln zu einer erhöhten Sterberate führt. Weitere, vor allem psychische Nebenwirkungen sind eine gleichgültige bis euphorische Grundstimmung (inhaltloses Glücksgefühl), eine wachsende Unfähigkeit, Belastungs- und Konfliktsituationen adäquat zu begegnen, Konzentrationsschwäche, Schläfrigkeit, seelisch-körperliche Verlangsamung und Erinnerungslücken.

Beruhigungsmittel machen auch in niedrigen Dosierungen abhängig

Die Gefahr der Abhängigkeit durch Beruhigungs- und Schlafmittel ist zwar schon lange bekannt, doch erst in den letzten Jahren wird man sich ihrer Bedeutung wirklich bewusst. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass es bei benzodiazepinhaltigen Beruhigungs- und Schlafmitteln zu einer sogenannten Niedrig-Dosis-Abhängigkeit kommen kann. Galt früher die Regel, dass zur Sucht eine Dosissteigerung gehört, weiß man heute, dass Benzodiazepine auch abhängig machen können, ohne dass die Dosis erhöht werden muss.

Zu den häufigsten Entzugssymptomen bei benzodiazepinhaltigen Beruhigungs- und Schlafmitteln gehören Schweißausbrüche, Zittern, Herzrasen, diffuse Ängste, Schlafstörungen und belastende Träume. Bei einigen Patienten treten diese Symptome nur in geringem Maße auf, bei anderen sind sie sehr unangenehm und können Stimmung, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität stark beeinträchtigen. Manchmal können die Entzugssymptome sogar quälende oder gefährliche Ausmaße annehmen.

Foto: © Les Cunliffe - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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