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Mikrobiom als Auslöser für Lupus in der Diskussion

Freitag, 29. April 2022 – Autor:
Der Systemische Lupus Erythematodes ist eine Autoimmunerkrankung, von der hauptsächlich Frauen betroffen sind. Neue Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die Erkrankung durch das Darmmikrobiom ausgelöst wird. Laktobazillen scheinen dabei eine besondere Rolle zu spielen.
Lupus: Veränderungen im Darmmikrobiom könnten die Autoimmunerkrankung anstoßen

Lupus: Veränderungen im Darmmikrobiom könnten die Autoimmunerkrankung anstoßen – Foto: © Adobe Stock/ pixeljack

Es sind hauptsächlich Frauen, die an einem Systemischen Lupus Erythematodes erkranken. Eine genetische Veranlagung begünstigt das Erkrankungsrisiko. Doch die Gene allein liefern noch keine hinreichende Erklärung, da nicht alle mit einer entsprechenden Erbanlage an Lupus erkranken.

Wie bei anderen entzündlich-rheumatische Autoimmunerkrankungen auch, haben Forscher zunehmend das Darmmikrobiom unter Verdacht. Neue Forschungen liefern nun weitere Hinweise, dass die Mikroorganismen im Darm ein Auslöser speziell für Lupus sein können. In einer neuen Arbeit fasst ein Autorenteam um den Rheumatologen Professor Martin A. Kriegel die jüngsten Erkenntnisse zusammen.

Schädliche Bakterien verdrängen die guten

Danach wurden in den letzten Jahren eine Reihe schädlicher Bakterien sogenannte Pathobionten identifiziert, die für den negativen Einfluss des Mikrobioms auf Krankheitsentstehung und -verlauf verantwortlich sein könnten. Hierzu zählen bestimmte Enterokokken und Lactobazillen, die bei Patienten mit geschädigter Schleimhautbarriere durch die Darmwand hindurchtreten, in andere Organe einwandern und dort Entzündungen hervorrufen können. Die guten Dickdarmbakterien Clostridiales sollen dem eigentlich entgegenwirken, indem sie im Darm zu einem günstigen Säuremilieu beitragen und die Darmbarriere stärken. Offenbar Nicht so bei Lupus: „In einer Subgruppe von SLE-Patienten konnte bereits gezeigt werden, dass Clostridiales verloren gehen, während Lactobazillen sich vermehren“, sagt Studienautor Martin A. Kriegel vom Universitätsklinikum Münster.

Kreuzreaktivität kannAutoimmunattacken triggern

Eine Kreuzreaktivität scheint demnach ebenfalls einen Lupus anstoßen zu können. Gemeint sind Anti-körper, die ursprünglich gegen Bakterien gebildet wurden. Sie erkennen in diesem Fall auch Antigene, die sich im körpereigenen Gewebe befinden, die dann fälschlicherweise zur Zielscheibe der Immunabwehr werden. Eine solche Kreuzreaktivität ist dem Bericht nach etwa für das Autoantigen Ro60 nachgewiesen, gegen das sich die Autoimmunattacken bei vielen Lupus-Patienten richten. Ro60 wird auch von einer ganzen Reihe von Bakterien gebildet, die im Darm, auf der Haut und im Mund vorkommen.

Fasserreiche Ernährung möglicherweise bei Lupus hilfreich

„Diese Mechanismen sind mittlerweile durch Befunde aus der Forschung gut untermauert“, fasst Kriegel zusammen. Ungeklärt sei dagegen noch, wie sich die Erkenntnisse therapeutisch nutzen ließen. Untersuchungen an Mäusen haben indes gezeigt, dass eine faserreiche Ernährung die Darmbarriere zu schützen scheint und so den Übertritt schädlicher Bakterien in andere Organe zu verhindert. Klinische Studien müssen nun zeigen, ob das auch für den Menschen gilt.

Beim Systemische Lupus Erythematodes (SLE) wendet sich das körpereigene Immunsystem insbesondere gegen Bestandteile des Zellkerns. Da diese Kernbestandteile überall im Körper vorkommen, können sich die SLE-typischen Entzündungen in sämtlichen Organen bemerkbar machen. Besonders häufig sind die Haut, die Gelenke und die Nieren betroffen. Beschwerden und Befallsmuster unterscheiden sich jedoch von Patient zu Patient und können sich auch im zeitlichen Verlauf der chronischen Erkrankung verändern.

Hauptkategorie: Medizin
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