Der Verdacht, dass Migräne einen Schlaganfall oder Herzinfarkt wahrscheinlicher macht, hat sich bestätigt. Nach einer soeben im „British Medical Journal“ veröffentlichten Studie haben weibliche Migränepatienten ein um 50 Prozent höheres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse als Nichtbetroffene. Das Risiko für einen Herzinfarkt war bei den Teilnehmerinnen um 39 Prozent, für Schlaganfall um 62 Prozent und für eine Angina pectoris um 73 Prozent erhöht.
Daten aus der Nurses' Health Study II ausgewertet
Für die Studie hatten Charité-Wissenschaftler zusammen mit amerikanischen Kollegen Daten der Nurses' Health Study II ausgewertet. An dieser großangelegten Studie nahmen zwischen 1989 und 2011 mehr als 115.000 Frauen im Alter von 25 bis 42 Jahren teil. Davon litten 17.531 unter einer ärztlich festgestellten Migräne, aber keine unter einer diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die aktuelle Studie hat eine ganze Reihe von Faktoren einbezogen, die die Wahrscheinlichkeit von Gefäßerkrankungen erhöhen. Keine Informationen waren dagegen über einzelne Biomarker und migränespezifische Charakteristika, wie die Wahrnehmung einer Aura, enthalten.
Migräne wichtiger Risikomarker für Herzinfarkt und Schlaganfall
„Unsere Auswertung legt nahe, dass Migräne als ein wichtiger Risikomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrachtet werden muss, insbesondere bei Frauen“, sagt Studienleiter Prof. Tobias Kurth. Da Migräneerkrankungen weit verbreitet seien, müssten nun die biologischen Bedingungen untersucht werden, die an diesen Prozessen beteiligt sein. „Dieses Verständnis brauchen wir, um Patienten vorbeugende Maßnahmen anbieten zu können“, sagte er.
Unklar ist bislang, ob auch bei männlichen Migränepatienten ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen besteht. Hier seien ebenfalls weitere Forschungsarbeiten nötig, so Kurth.
Migräne ist eine verbreitete Kopfschmerzerkrankung. Laut Berufsverband Deutscher Neurologen sind in Deutschland schätzungsweise ein Fünftel aller Frauen betroffen.