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Migräne: Erenumab kann bestimmten Patienten helfen

Donnerstag, 14. Februar 2019 – Autor:
Erenumab ist der erste CGRP-Antikörper, der in Deutschland zur Migräneprophylaxe zugelassen ist. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kam nun zu dem Ergebnis, dass das Medikament für bestimmte Patienten sinnvoll sein kann, wenn andere medikamentöse Therapien ausgeschöpft sind.
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Der Antikörper Erenumab könnte einigen Migräne-Patienten helfen

CGRP gilt als Ansatzpunkt für neue Medikamente zur Behandlung der Migräne. Das Neuropeptid ist maßgeblich am Schmerzgeschehen beteiligt. Zudem vermuten Forscher, dass bei Migräne-Patienten eine Überempfindlichkeit gegen CGRP vorliegt. Erenumab ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse, der die Funktion des CGRP-Rezeptors im Gehirn hemmt und bereits Marktreife erlangt hat. Auch in Deutschland ist der Wirkstoff nun erhältlich. Nun hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht, ob Erenumab einen Zusatznutzen gegenüber anderen Medikamenten bietet. Das Ergebnis: Offenbar kann Erenumab die Belastung durch Migräne verringern, wenn andere Arzneistoffe versagt haben oder aus anderen Gründen nicht in Frage kommen.

Erstes Medikament speziell zur Migräneprophylaxe

Im Unterschied zur Akutbehandlung gab es für die Prophylaxe der Migräne bislang keine speziellen Arzneistoffe. Zwar ist eine ganze Reihe von Medikamenten zur Migränevorbeugung verfügbar. Diese wurden jedoch alle für andere Krankheitsbilder entwickelt, etwa für Bluthochdruck, Depressionen oder Epilepsie. CGRP-Antikörper wurden hingegen speziell zur Migräneprophylaxe entwickelt.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat zwischen drei Gruppen von Patienten unterschieden, die jeweils mindestens vier Migränetage pro Monat aufweisen. Unterscheidungskriterium ist dabei, ob und wenn ja welche medikamentöse Prophylaxe sie bisher schon erhalten haben. Das Dossier des Herstellers enthält jedoch nur für eine Gruppe Daten, nämlich für Patienten, bei denen die bisher zur Migräne-Prophylaxe zugelassenen Wirkstoffe einschließlich Valproinsäure und Botox (Clostridium botulinum Toxin Typ A) versagt hatten oder für die sie nicht infrage kamen, etwa wegen Unverträglichkeit. Als zweckmäßige Vergleichstherapie hat der G-BA für diese Gruppe „Best supportive Care“ (BSC), also die bestmögliche, individuell optimierte Behandlung bestimmt, wie etwa Psychotherapie oder Entspannungsverfahren.

„Beträchtlicher Zusatznutzen“ für Erenumab

Die vom Hersteller im Dossier herangezogenen Daten von 193 Patienten stammen aus der randomisierten kontrollierten Studie LIBERTY, auf der auch die Zulassung basiert. Über einen Zeitraum von 12 Wochen wurde den Teilnehmern entweder einmal monatlich Erenumab oder ein Scheinmedikament gespritzt, jeweils ergänzt durch eine individuell optimierte Behandlung wie Psychotherapie oder Entspannungsverfahren.

Wie die Auswertung der Daten zeigte, konnten in der Erenumab-Gruppe bei deutlich mehr Probanden die Zahl der Kopfschmerztage reduziert werden als in der Placebogruppe; bei vielen wurde sie halbiert. Das gilt auch für die Zahl der Migräne-Anfälle, die jeweils mehrere Tage dauern können. Auch was die „allgemeine Beeinträchtigung“ durch Kopfschmerzen sowie die „Aktivitätsbeeinträchtigung“ betrifft, fallen die Ergebnisse zugunsten von Erenumab aus. In der Gesamtschau sieht das IQWiG dür die Prophylaxe der Migräne einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen von Erenumab.

Foto: © fizkes - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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