Schmerzen sind ein weit verbreitetes Phänomen. Allein von Kopfschmerzen sind deutschlandweit täglich rund vier Millionen Menschen betroffen, davon erleiden rund eine Million Migräne-Attacken. Dass eine Migräne-App die Therapie sinnvoll unterstützen kann, zeigt eine Wirksamkeitsstudie der Schmerzklinik Kiel. Der Auswertung zufolge hilft das digitale Selbstmanagement die Therapietreue zu steigern und die Anzahl der Krankheitstage zu reduzieren. Obendrein soll die Applikation die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verbessern.
Schmerztagebuch und Entspannungsübungen auf dem Smartphone
Die App wurde von der Schmerzklinik Kiel in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse (TK) entwickelt. Herzstück ist ein Schmerztagebuch, in dem Verlauf, Häufigkeit und Intensität der Kopfschmerzen dokumentiert werden können. Der Schmerzkalender diene als Grundlage für Gespräche mit dem Schmerztherapeuten und habe die Art und Weise der Sprechstunde verändert, erklärt Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel. "Die Daten werden von der App analysiert und man kann sich direkt auf Beratung und Behandlung konzentrieren", sagt der Schmerzexperte.
Daneben hält die App Übungen zur progressiven Muskelentspannung bereit und zeigt den besten Zeitpunkt für die Medikamenteneinnahme an. Gerade bei Migräne ist es wichtig, das Schmerzmittel rechtzeitig zu nehmen, damit die Attacke verhindert oder abgemildert werden kann.
Kostenlos in den App-Stores
Alle Kopfschmerzpatienten, nicht nur TK-Versicherte, können die App kostenlos in den App-Stores wie Google Play aufs Smartphone oder die Smartwatch herunterladen. Rund 40.000 Menschen nutzen nach TK-Angaben das Angebot bereits.
Die vielversprechenden Ergebnisse aus der ersten Wirksamkeitsstudie verdeutlichten das Potenzial digitaler Lösungen, meint der Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein, Dr. Johann Brunkhorst. "Das ist einer der Gründe, warum wir neue digitale Angebote aktiv vorantreiben." Künftig werde es auch Video-Sprechstunden für Migränepatienten geben, kündigte er an.
Kopfschmerzen und Migräne zählen epidemiologisch zu den häufigsten und nach Demenz und Schlaganfall zu den ausgabenträchtigsten Erkrankungen des Nervensystems.
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