Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Messie-Syndrom: Aufräumen unerwünscht

Sonntag, 12. April 2015 – Autor:
Messies horten gerne Dinge. Psychiater raten Angehörigen jedoch davon ab, den Haushalt eines Messies aufzuräumen oder zu entrümpeln. Betroffene könnten durch vermeintlich gut Gemeintes in eine schwere psychische Krise geraten.
Messies trennen sich ungern von Dingen. Sie fürchten den Kontrollverlust

Messies trennen sich ungern von Dingen. Sie fürchten den Kontrollverlust

„Mess“ bedeutet auf Englisch Unordnung. Im deutschen Sprachgebrauch, ist mit „Messie“ ein Mensch mit einer ausgeprägten Unfähigkeit gemeint, das Alltagsleben zu organisieren und die Wohnung ordentlich zu halten. Die Vereinigung „Neurologen und Psychiater im Netz“ erklärt jetzt in einer Mitteilung, warum Aufräumen in einem Messie-Haushalt nichts bringt. „Messies sind meist Menschen mit ausgeprägten Desorganisationsproblemen und schätzen zudem den Wert und Nutzen von Dingen anders ein als der Durchschnitt der Bevölkerung, was sie zuweilen daran hindert, sich von Sachen zu trennen“, berichtet Dr. Christa Roth-Sackenheim vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP) in Krefeld. „Wird ihre Wohnung nun aufgeräumt oder gesäubert, wird dies die Probleme nicht lösen, solange das innere Chaos weiter besteht.“ Eingriffe im privaten Bereich sollten sogar zunächst vermieden werden, rät die Psychiaterin, weil der Wohnbereich von Menschen mit dem Messie-Syndrom oft sehr schambelastet sei und sie emotional stark an gehorteten Gegenständen hängen können. „Durch vermeintlich gut gemeinte Aufräumarbeiten können Betroffene in eine schwere psychische Krise geraten, weil sie das Gefühl haben, mit den Gegenständen sei auch das Leben oder die Kontrolle darüber weggeworfen worden“, so Roth-Sackenheim.

Aus Scham nehmen Messies ungern Hilfe an

Hilfe lehnen die meisten Messies ohnehin ab. Erst wenn ernste Konsequenzen drohten, wie etwa die Kündigung der Wohnung, steige auch die Bereitschaft, Hilfsangebote anzunehmen, meint die Psychiaterin. Oft hätten Messsies auch Probleme im sozialen Umfeld, weil Einladungen vermieden und Kontakte abgebrochen werden. In einer psychotherapeutischen Therapie lernten Betroffenen, sich besser zu organisieren und würden psychisch gestärkt. „Eine Verhaltenstherapie, in denen die Gründe und Ursachen mit dem Therapeuten besprochen und bestimmte Verhaltensformen festgelegt werden, kann erfolgreich sein. Schritt für Schritt können beispielsweise Bereiche in der Wohnung ausgewählt werden, die in Ordnung gehalten werden“, erläutert Roth-Sackenheim. Betroffene könnten so erfahren, sich wieder selbst zu kontrollieren und sich auf sich verlassen zu können. Dadurch verbesserten sie ihr Selbstwertgefühl, welches störungsbedingt oft beeinträchtigt sei. Zudem könnten Selbsthilfegruppen den Umgang mit der Störung erleichtern.

Jeder kann vom Messie-Syndrom betroffen sein

Den Experten zufolge zieht sich das Messie-Syndrom durch alle gesellschaftlichen Schichten und Altersklassen. Es kann sich eigenständig entwickeln, aber auch Ausdruck verschiedener psychiatrischer Erkrankungen sein. Diese seien in jedem Fall behandlungsbedürftig, sagen die Psychiater.

Foto: © lukatme1 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Psychiatrie , Psychotherapeuten

Weitere Nachrichten zum Thema Psychische Probleme

Rund drei Prozent der Bevölkerung leiden an Zwangsgedanken oder -handlungen. Für die Betroffenen ist das häufig sehr quälend. Nun haben Wissenschaftler den therapeutischen Nutzen von Psychopharmaka und Psychotherapien bei Zwangsstörungen untersucht.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin