Mers: Schwere Verläufe eher selten
Der augenblickliche Ausbruch in Südkorea hat Mers wieder ins Bewusstsein gerückt. Zudem wurde am Dienstag der Tod eines Deutschen gemeldet, der sich in Saudi-Arabien mit dem gefährlichen Virus angesteckt hatte. Presseberichten zufolge soll der 65-jährige bereits in der Nacht zum 6. Juni an Organversagen in einer Bonner Klinik gestorben sein.
Ein internationales Forscherteam unter Federführung der Universität Bonn und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) konnte unterdessen zeigen, dass Mers-Infektionen nur selten so schwer verlaufen. Der vermutlich größte Teil der Infektionen verläuft demnach so glimpflich, dass die Betroffenen von ihrer Infektion gar nichts merken.
Mers verläuft in den meisten Fällen unbemerkt, vermuten Forscher
In einer im Fachmagazin „Lancet“ veröffentlichten Studie haben die Forscher mehr als 10.000 Blutproben aus Saudi-Arabien ausgewertet. Die getesteten Personen hatten in den letzten Jahren keine gravierende Infektion durchgemacht. Dennoch enthielten 15 Proben Antikörper gegen das MERS-Virus. Da die Probanden aus unterschiedlichen Regionen Saudi Arabiens stammten, halten die Forscher die Ergebnisse für besonders aussagekräftig. „In den letzten zehn Jahren haben sich in Saudi-Arabien wahrscheinlich mehr als 40.000 Menschen mit MERS angesteckt, ohne es zu merken“, schätzt Christian Drosten, Professor für Virologie an der Universität Bonn und einer der Koordinatoren im DZIF-Schwerpunkt „Neu auftretende Infektionskrankheiten“.
Die Studie stützt zudem die Vermutung, dass Kamele die Hauptüberträger des Mers-Virus sind. „MERS ist eigentlich eine Krankheit, die vor allem Kamele befällt“, sagt Drosten. „Unter ungünstigen Umständen kann das Virus gelegentlich auf den Menschen überspringen.“ Tatsächlich fanden die Wissenschaftler in einer ergänzenden Studie bei Kamelhirten und Schlachtern bis zu 23mal höhere Infektionsraten als im Schnitt. Besonders häufig tragen zudem junge Männer MERS-Antikörper – in Saudi-Arabien züchten viele Männer nebenberuflich Kamele.
Mers ist eine Krankheit der Kamele - Ansteckungswege noch unklar
Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch hält Infektionsforscher Drosten für relativ selten. Daher sei – anders als bei Ebola – unter normalen Umständen keine MERS-Epidemie zu befürchten. Zwar gab es im vergangenen Jahr im saudi-arabischen Dschidda einen größeren MERS-Ausbruch. Dieser wurde jedoch durch schlechte Krankenhaus-Hygiene begünstigt. Die Erkrankung beginnt meist mit grippeähnlichen Symptomen, die sich innerhalb von kürzester Zeit zu einer schweren Lungenentzündung entwickeln können.
Erste Berichte von MERS beim Menschen stammen aus dem Juni 2012. Es ist aber wahrscheinlich, dass es bereits zuvor Erkrankungen gegeben hat. Bisher wurden über 1.200 Fälle gemeldet. Mehr als 400 Personen sind an den Folgen der Infektion gestorben. Mers-Infektionen traten in 25 Ländern in Europa, Asien und Afrika auf. Saudi-Arabien war bisher am stärksten betroffen. Derzeit grassiert das Mers-Virus in Südkorea. Mit 154 Betroffenen ist es der größte Ausbruch außerhalb Saudi Arabiens.
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