Menstruation: Viele Frauen müssen bei der Hygiene sparen

Jede zehnte Frau wechselt Menstruationsprodukte aus Kostengründen nicht so oft, wie es nötig wäre. Die Organisation „Plan International“ fordert deshalb: Auf öffentlichen Toiletten sollten Hygieneartikel „so selbstverständlich sein wie Toilettenpapier“. – Foto: Plan International/Eva Haeberle
Es klingt unglaublich und viele wollen es noch immer nicht wahrhaben: 16,1 Prozent der Bevölkerung im reichen Deutschland sind „arm“ – das entspricht etwa 13,4 Millionen Menschen. Das zeigt der „Armutsbericht“ des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Die Armutsquote in Deutschland hat demnach im Pandemie-Jahr 2020 einen neuen Höchststand erreicht. Was ein Leben an der Armutsgrenze konkret bedeuten kann, illustriert eine soeben vorgelegte Studie der Kinderrechtsorganisation „Plan International Deutschland“ für das gerade zu Ende gegangene Kalenderjahr 2022. Jede vierte der befragten Frauen gab in der repräsentativen Umfrage an, ihr bereite es Probleme, die Ausgaben für ihre Periode zu finanzieren. „Menstruation in Deutschland ist zu teuer“, warnt deshalb die in Hamburg ansässige, religiös wie weltanschaulich neutrale Kinderrechts- und -hilfsorganisation.
Viele junge Frauen: Zu arm für die Periode
Vor allem junge Frauen sind der Befragung zufolge von sogenannter Perioden-Armut betroffen. In der jüngsten untersuchten Altersgruppe von 16 bis 24 Jahren gab sogar jede dritte Frau an, die Ausgaben für benötigte Hygieneprodukte stellten für sie „eine finanzielle Belastung“ dar.
Knausern bei Tampons & Co. – ein Risiko für die Gesundheit
Der jetzt vorgestellte Bericht liefert laut Plan International umfassende Erkenntnisse zum Umgang mit der Periode in Deutschland. Menstruation ist demnach weiterhin ein großes Tabuthema. „Über Perioden-Armut mögen die wenigsten Betroffenen offen reden, sondern behelfen sich lieber anderweitig – mit Risiken für ihre Gesundheit“, warnt die Kinderrechtsorganisation. Jede siebte Befragte versucht der Umfrage zufolge, während der Periode möglichst wenige Tampons, Binden und Slipeinlagen zu verbrauchen, um Geld zu sparen. Jede Zehnte wechselt Periodenprodukte aus Kostengründen nicht so oft, wie es nötig wäre.
Dabei ist der Wunsch nach Abhilfe groß. Jede zweite Befragte gab an, sie würde sich besser mit Menstruationsprodukten versorgen, wenn diese preisgünstiger wären. In der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen sagten das sogar 70 Prozent.
Reiches Deutschland: „Nicht hinnehmbar, das sich viele Frauen ihre Regelblutung nicht leisten können“
„Es ist nicht hinnehmbar, dass in einem reichen Land wie Deutschland so viele Mädchen und Frauen sich ihre monatliche Regelblutung schlichtweg nicht 'leisten' können“, sagt Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland, zu den Ergebnissen der Studie.
In dem seit Januar geltenden Bürgergeld seien gerade einmal 19,16 Euro monatlich für den gesamten Bereich Gesundheitspflege vorgesehen. „Das ist zu wenig für viele weibliche Bürgergeld-Empfängerinnen, denn für Periodenprodukte alleine fallen schon Kosten zwischen 5 und 15 Euro monatlich an, je nachdem, was dazu gezählt wird.“
Öffentliche Toiletten: „Hygieneartikel sollten so selbstverständlich sein wie Klopapier“
Auch Schülerinnen und Studentinnen müssten besser unterstützt werden. Die Hamburger Organisation fordert deshalb von der Politik, Mittel dafür bereitzustellen, dass deutschlandweit in Schulen, anderen Bildungseinrichtungen und öffentlichen Gebäuden Hygieneartikel kostenlos zur Verfügung stehen. Plan-Geschäftsführerin Hartkopf wörtlich: „Gerade in Anbetracht der steigenden Kosten und hohen Inflation sollten Tampons in öffentlichen Toiletten so selbstverständlich vorhanden sein wie Toilettenpapier.“