
Meniskus-OP nicht immer sinnvoll. – Foto: SENTELLO - Fotolia
Bei einem Meniskusschaden ist eine Operation nicht immer die richtige Wahl. So haben Studien gezeigt, dass ein Jahr nach einer Meniskus-OP die Schmerzen nur selten geringer sind als ohne den Eingriff. Mediziner vermuten, dass sich durch den Eingriff die degenerativen Veränderungen, die oft der eigentliche Auslöser für die Probleme am Knie sind, nicht beseitigen lassen. Daher kann ein konservatives Vorgehen sinnvoller sein. Diese Vermutung wurde nun bestätigt. Forscher um Jan J. Rongen von der Universität Nijmegen in den Niederlanden konnten in der aktuellen Analyse des Osteoarthritis-Initiative (OAI)-Registers zeigen, dass Patienten mit Kniearthrose, bei denen ein Meniskusriss chirurgisch behandelt wurde, später öfter einen Gelenkersatz benötigten als Patienten, die nicht operiert wurden.
Öfter Knie-Endoprothese nach OP
In das OAI-Register wurden von 2004 bis 2006 insgesamt 4674 Patienten aufgenommen, die bereits eine Kniearthrose entwickelt hatten oder aufgrund von Alter, Knieschmerzen, Übergewicht oder früheren Knieschäden ein erhöhtes Risiko dafür aufwiesen. 335 Patienten unterzogen sich während der Beobachtungszeit einer arthroskopischen Meniskus-Operation. 63 davon (18,8 Prozent) erhielten später eine Knie-Endoprothese.
Im Vergleich dazu benötigten von den Patienten, die trotz ähnlicher Voraussetzungen nicht operiert worden waren, nur 38 (11,1) Prozent eine Prothese. Damit war das Risiko für einen Gelenkersatz nach einer Arthroskopie signifikant erhöht. Allerdings konnte in der Analyse nicht ausgeschlossen werden, dass noch andere Faktoren zu den unterschiedlichen Ergebnissen führten, da es sich nur um eine retrospektive Beobachtungsstudie handelte. So könnte es sein, dass die operierten Patienten auch ohne den Eingriff bestimmte Faktoren aufwiesen, die eine Endoprothese schneller nötig gemacht hätten. Nach Ansicht der Studienautoren untermauert die Studie dennoch die Sorge, „dass Patienten, die sich einer arthroskopischen Meniskektomie unterziehen, ein erhöhtes Risiko für eine Progression der Arthrose und einen Gelenkersatz haben.“ Eine Analyse des Registers aus dem Jahr 2014 hatte zu ähnlichen Ergebnissen geführt.
Nutzen-Risiko-Verhältnis gründlich abwägen
Ein Meniskusriss erhöht zwar das Risiko von Knorpeldefekten, doch offenbar wird die Gefahr durch eine Operation nicht reduziert, sondern sogar noch größer. Nach Meinung der Forscher sollten Ärzte und Patienten bei der Auswahl einer Therapie daher das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Operation gründlich analysieren. Auch die Krankenkassen haben mittlerweile erkannt, dass viele Knie-Operationen überflüssig sind. So hat die Barmer GEK Anfang des Jahres ihren Mitgliedern geraten, vor einem Eingriff immer die Zweitmeinung eines Experten einzuholen. „Vor allem jüngere Patienten sollten vor einer komplizierten Knie-Operation eine Zweitmeinung einholen, um einen übereilten oder fehlerhaften Eingriff zu vermeiden“, erklärte Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer GEK. Sinnvoller als eine Operation kann eine gezielte Bewegungstherapie sein, welche die Muskulatur stärkt und das Kniegelenk stabilisiert.
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