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Mehr Krankschreibungen mit psychischen Diagnosen

Mittwoch, 27. Februar 2013 – Autor:
Die Fehltage durch Depressionen und andere psychische Krankheiten haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Beschäftigte im Gesundheitswesen sind am häufigsten betroffen. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor.
Mehr Krankschreibungen mit psychischen Diagnosen

Psychische Krankheiten: Zahl der Krankschreibungen hat sich seit 1997 mehr als verdoppelt

Sind die Deutschen anfälliger für psychische Krankheiten geworden? Liest man den aktuellen DAK-Gesundheitsreport, den die Kasse am Dienstag vorgestellt hat, könnte man das meinen. Zwischen 1997 und 2012 haben sich die Kranschreibungen wegen Depressionen und anderen psychischen Krankheiten mehr als verdoppelt (plus 165 Prozent). Oder anders ausgedrückt: 1997 meldete sich nur jeder 50. Erwerbstätige wegen eines psychischen Leidens krank. 2012 war es bereits jeder 22.

Viele Fehltage

Laut Report sind insbesondere die Branchen „Gesundheitswesen“ und „Öffentliche Verwaltung“ von überproportional vielen Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen betroffen. Zum Vergleich: 100 Beschäftigte im Gesundheitswesen verursachten im Jahr 2012 gut 300 Fehltage, Mitarbeiter der Öffentlichen Verwaltung 269 Fehltage. Der Durchschnitt über alle Branchen hinweg liegt bei 204 Fehltagen.

Damit rückten die psychischen Erkrankungenin 2012 erstmals nach den Muskel- und Skeletterkrankungen auf Platz zwei aller Fehltage vor. Der Produktionsausfall infolge der psychischen Diagnosen wird mittlerweile auf über 25 Milliarden Euro geschätzt. Insgesamt sank im Jahr 2012 der allgemeine Krankenstand leicht um 0,1 Prozentpunkte und lag bei 3,8 Prozent.

Psychische Erkrankungen besonders im Gesundheitswesen verbreitet

Doch der Trend, sich aufgrund eines psychischen Leidens krankschreiben zu lassen bedeutet nicht, dass sich die Deutschen zu einem Volk von psychisch Kranken entwickeln, fand der Report heraus „Es gibt keine Hinweise darauf, dass heute mehr Menschen psychische Störungen haben als vor 20 Jahren“, sagt Frank Jacobi, Professor an der Psychologischen Hochschule Berlin. Warum die Fehltage dennoch zugenommen haben erklärt DAK-Chef Herbert Rebscher damit, dass sich das Bewusstsein und die Sensibilität von Ärzten und Patienten diesen Krankheiten gegenüber deutlich verändert haben. Immer mehr Patienten würden heute offener mit ihrem Hausarzt über psychische Probleme sprechen. In den Unternehmen hingegen habe sich nicht viel verändert: Psychische Probleme bleiben laut Report ein Stigma im Betrieb. Das zeigt in der Studie ein Vergleich zwischen 2004 und 2012.

Burnout ist kein Massenphänomen

Überraschend ist, dass Burnout bei den Fehltagen nur eine geringe Rolle spielt. Im vergangenen Jahr hatten die Ärzte nur bei jedem 500. Mann und jeder 330. Frau ein Burnout auf der Krankschreibung vermerkt. „Es gibt offensichtlich kein Massenphänomen Burnout“, sagt Rebscher. Burnout sei eine Art Risikozustand und keine Krankheit. Laut DAK-Gesundheitsreport verursacht die Depression mit 85 Fehltagen pro 100 Arbeitnehmer mehr als acht Mal so viele Ausfalltage wie Burnout.

Ein besonderes Augenmerk richtet der Report auf die steigende Belastung der Arbeitnehmer. Arbeitsverdichtung, Konkurrenzdruck und lange Arbeitszeiten sind nach Einschätzung der Autoren wesentliche Ursache für mehr Krankschreibungen mit psychischen Diagnosen. Aus Sicht der Mediziner gibt es für nicht so leistungsfähige Mitarbeiter immer weniger Platz in der Arbeitswelt. Kurzfristige Arbeitsverträge verschärften die Probleme. Auch fehlender sozialer Rückhalt außerhalb der Arbeitswelt machten die Menschen anfälliger für psychischen Beschwerden.

Für den Gesundheitsreport hat die DAK die Krankschreibungen von 2,7 Millionen erwerbstätigen Versicherten und Befragungen von über 3.000 Arbeitnehmer und Ärzten auswerten lassen.

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Seit 2013 sind Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, auch psychische Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz zu erfassen und, wenn nötig, etwas dagegen zu unternehmen. Dem aktuellen Arbeitssicherheitsreport der Dekra zufolge ignoriert aber die Mehrheit der Klein- und Mittelbetriebe diese Vorschriften – obwohl sie dazu dienen, stressbedingte Erkrankungen und Personalausfälle zu verhindern.

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