Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Mehr Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern gefordert

Montag, 27. Juli 2015 – Autor: Angela Mißlbeck
Etwa drei Millionen Kinder in Deutschland leben mit einem psychisch kranken Elternteil. Zwei Drittel der betroffenen Kinder entwickeln selbst eine psychische Auffälligkeit oder Störung. Um betroffene Familien zu unterstützen, hat das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit Praxistipps und Handlungshilfen zusammengestellt.
Hilfen für Familien mit psychisch kranken Eltern gesucht

Kinder psychisch kranker Eltern leiden oft mit. – Foto: ambrozinio - Fotolia

Kinder psychisch kranker Eltern haben ein hohes Risiko, selbst an einem psychischen Leiden zu erkranken. Doch sowohl die Erwachsenenpsychiatrie als auch die Jugendhilfe nimmt die Kinder als Angehörige psychisch kranker Patienten oft nicht wahr, beklagt das Aktionsbündnis. Der breite und verbindliche Ausbau der Hilfen für Familien sei bislang an den starren Grenzen der zugrunde liegenden Sozialgesetzbücher gescheitert.

Dennoch sind inzwischen mehr als 100 lokale Hilfsprojekte in Deutschland entstanden. Sie versuchen, die Versorgungslücken zu füllen. Einige Forschungsinitiativen belegen dem Aktionsbündnis zufolge bereits die Wirksamkeit präventiver und resilienzfördernder Hilfen für betroffene Familien. So gelten zum Beispiel die Programme „Ressourcen fördern“ und CHIMPs (= „children of mentally ill parents“) als evaluierte Ansätze, die speziell für Familien mit einem psychisch kranken Elternteil entwickelt wurden.

Finanzierung von Hilfe-Projekten ungewiss

Notwendige Bausteine eines möglichen Hilfesystems sind jedoch nach Angaben des Aktionsbündnisses nur in einzelnen Bundesländern regelfinanziert. Niedrigschwellige und bedarfsgerechte Hilfen leben von Projektförderung und sind den Angaben zufolge immer wieder vom Aus bedroht. Die Situation in den einzelnen Bundesländern gleiche für betroffene Familien einem Roulettespiel, so das Aktionsbündnis.

Über die Notwendigkeit stetiger, vernetzter Hilfen für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil herrscht in Jugendhilfe, Gemeindepsychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendpsychiatrie Einigkeit. Daher haben sich unterschiedlichste Verbände und Einrichtungen nun zu einer bundesweiten Initiative zusammengeschlossen. Die Initiative fordert flächendeckende Versorgungsstrukturen. Sie hat zudem beim Gesundheitsausschuss des Bundestages beantragt, dass eine Sachverständigenkommission eingerichtet wird, die familienorientierte Komplexleistungen für das Regelversorgungssystem erarbeitet.

Tipps für psychisch kranke Eltern

Eltern mit einer psychischen Erkrankung rät das Aktionsbündnis, das Problem offen anzusprechen. Denn auch kleine Kinder merken, wenn etwas nicht stimmt und suchen dann oft die Schuld bei sich selbst. Wichtig ist es den Experten zufolge zudem, den Kindern Raum und Zeit für unbeschwertes Spielen zu lassen und ihnen nicht zuviele Aufgaben zu übertragen. Hilfreich für alle Beteiligten können Vertrauenspersonen außerhalb der Familie sein. Ein Notfallplan ermöglicht Entlastung bei akuten Krisen.

Foto: ambrozinio – fotolia.com

Hauptkategorie: Prävention und Reha

Weitere Nachrichten zum Thema psychische Erkrankungen in der Familie

Ist ein Kind von einer autistischen Störung betroffen, bedeutet das für die Familien eine besondere Herausforderung. Um die Situation dennoch zu bewältigen, sollten sie unbedingt professionelle Hilfe suchen. Doch dafür ist es zunächst wichtig, die Störung möglichst früh zu erkennen.

24.11.2020

Psychische Erkrankungen bei Kindern sind immer noch ein Tabu. Dabei sind etwa 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland betroffen. Welche psychischen Störungen in jungen Jahren am häufigsten sind und wie die Chancen auf Heilung steht, wird nun in einem Faktenblatt der Bundespsychotherapeutenkammer beschrieben.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin