Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Mehr Herzoperationen, aber weniger Bypässe

Mittwoch, 11. Februar 2015 – Autor:
Die Zahl der koronaren Bypass-Operationen in Deutschland sinkt stetig, obwohl die Gesamtzahl der Herzoperationen zunimmt. Experten betrachten diese Entwicklung kritisch.
Mehr Herzoperationen, aber weniger Bypässe

Stent-Implantationen ersetzen immer öfter den koronaren Bypass. Dabei ist der Bypass manchmal die bessere Wahl

Bypass-Operationen am Herzen nehmen in Deutschland seit Jahren ab. Wurden im Jahr 2006 noch 64.502 Eingriffe dieser Art durchgeführt, waren es in 2014 nur noch 53.805. Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass Verengungen von Herzkranzgefäßen zunehmend durch eine Katheterintervention mit Einsetzen eines Stents behandelt werden.

Die Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen und die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) sehen diese Entwicklung mit Sorge. Bei Befall mehrerer Herzkranzgefäße sowie komplizierteren Verengungen sei die Bypass-OP im Hinblick auf die Überlebensrate und die dauerhafte Lebensqualität der Patienten die bessere Wahl, hieß es am Dienstag auf ihrer Jahrestagung in Freiburg. Das zeigten diverse medizinische Studien sowie die aktuellen Leitlinien.

Im internationalen Vergleich werden in Deutschland wenig koronare Bypass-Operationen durchgeführt

„Die Entwicklung der Eingriffszahlen der koronaren Bypass-Operation muss jeden Mediziner nachdenklich stimmen. Gerade auch weil in anderen Industrienationen wie den USA proportional zur Bevölkerung mehr koronare Bypass-Eingriffe und weniger Stentimplantationen vorgenommen werden“, sagte DGTHG-Sekretär Prof. Anno Diegeler. Die Experten hoffen nun auf Aktualisierungen der entsprechenden europäischen und nationalen Leitlinien.

Beide sollen bis Ende des Jahres veröffentlicht werden und klare Empfehlungen geben, wann welches der beiden Therapieverfahren zum Einsatz kommen sollte. Zudem wird in beiden Leitlinien die Notwendigkeit eines interdisziplinären Teams bestehend aus einem Herzchirurgen und einem Kardiologen betont, das den jeweiligen Patienten über die Vor- und Nachteile der beiden Therapieansätze in seinem individuellen Fall aufklären soll. „Wir hoffen, dass die Leitlinien helfen, die Versorgung zu verbessern“, so Diegeler.

Über 100.000 Herzoperationen im vergangenen Jahr

Die Gesamtzahl der Herzoperationen ist indes leicht gestiegen von 99.132 in 2013 auf 100.394 in 2014. Den Fachgesellschaften zufolge waren gut 14 Prozent der Patienten älter als 80 Jahre. Trotz steigenden Alters und entsprechenden Begleiterkrankungen sei die Krankenhaus-Überlebensrate in den jeweiligen Eingriffskategorien stabil geblieben oder sogar angestiegen, hieß es. 

Im Gegensatz zu den koronaren Bypass-Operationen nahm die Zahl der Herzklappeneingriffe zu. Wurden 2013 noch 29.672 Operationen dieser Art gezählt, sind es im vergangenen Jahr 31.359 gewesen – eine Steigerung von knapp sechs Prozent.

Herztransplantationen erreichen Rekordtief

Ein neues Rekordtief hat dagegen die Zahl der Herztransplantationen erreicht. So wurden 2014 nur noch 294 Herztransplantationen durchgeführt, nachdem es im vergangenen Jahr noch 301 gewesen waren. Gegenüber dem Jahr 1998, in dem der vorläufige Höchststand mit 526 Herztransplantationen erreicht worden war, stellt dies einen Rückgang um mehr als 40 Prozent dar.

Für die Fachgesellschaften kommt dieser Rückgang nicht überraschend. Seit drei Jahren sinkt die Zahl der Organspenden rapide. Auslöser waren mehrere Organspendeskandale, die offenbar das Vertrauen der Bevölkerung in die Organspende nachhaltig erschüttert haben.

Foto: TK 

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Herz , Bypass , Herztransplantation , Herzklappe

Weitere Nachrichten zum Thema Herzoperationen

Bei der Behandlung der Aortenstenose kommt immer häufiger die kathetergestützte Aortenklappenimplantation, kurz TAVI, zum Einsatz. Eine Analyse hat nun gezeigt, dass die TAVI zu immer besseren Ergebnissen führt.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin