Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Mehr Corona-Fälle bei Pflegefachkräften als je zuvor

Dienstag, 29. November 2022 – Autor:
Für viele Menschen hat Corona seinen Schrecken verloren. Doch Pflegeheime sind nach wie vor Corona-Hotspots, heißt es im Barmer-Pflegereport 2022. Im Monat Juli waren fast 40-mal so viele Pflegefachkräfte krankgeschrieben wie ein Jahr zuvor.
Altenpflegerin und Seniorin.

Für das Pflegepersonal wie für Pflegebedürftige war und ist die Corona-Pandemie eine besondere Belastung. – Foto: AdobeStock/PoppyPix

Noch nie seit Beginn der Corona-Pandemie waren so viele Pflegefachkräfte wegen Covid-19 krankgeschrieben wie in diesem Jahr. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der „Barmer“ hervor. Seinen Höhepunkt in absoluten Zahlen erreichte der Krankenstand im März mit 158 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen je 10.000 Pflegefachkräfte. Der größte relative Unterschied zum Vorjahr zeigte sich im Juli: Hier gab es 40-mal so viele Krankmeldungen wie im Vergleichsmonat 2021.

Barmer-Chef: „Pflegeheime sind nach wie vor Corona-Hotspots“

„Für viele Menschen hat Corona seinen Schrecken verloren. Doch Pflegeheime sind nach wie vor Corona-Hotspots“, sagte Barmer-Vorstandschef Christoph Straub anlässlich der Veröffentlichung des Pflegereports 2022. Ebenso wie die Mitarbeiter waren auch Pflegebedürftige in Heimen stark von den jeweiligen Corona-Wellen betroffen. Zu Beginn der Pandemie waren 50 bis 60 Prozent der mit Covid-19 Verstorbenen stationär Pflegebedürftige. Die Corona-Maßnahmen würden immer weiter heruntergefahren bis hin zur Aufhebung der Isolationspflicht in einigen Bundesländern. In Pflegeheimen befänden sich aber besonders vulnerable Gruppen. „Wir brauchen auch weiterhin ein Corona-Konzept mit Augenmaß vor allem für besonders Schutzbedürftige“, forderte deshalb der Barmer-Chef. „Die strikte Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bleibe weiterhin erforderlich.“

Pflegeheime sollen sich für mögliche weitere Corona-Wellen wappnen

Durch die Impfungen und das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln habe das Corona-bedingte Sterberisiko zwar deutlich gesenkt werden können, sagte der Autor des Barmer-Pflegereports, Heinz Rothgang vom „Socium – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik“ der Universität Bremen. Die Pflegeheime müssten aber für weitere Corona-Wellen gewappnet sein. Dazu sollten nach Rothgangs Empfehlung Eventualplanungen getroffen werden für den Fall, dass sich weitere Virusvarianten durchsetzen, die womöglich wieder zu schweren Verläufen führen.

Weniger Menschen in Pflegeheimen – aus Angst vor Corona

Wie aus dem Pflegereport weiter hervorgeht, sind gerade zu Beginn der Pandemie weniger Pflegebedürftige vollstationär gepflegt worden. Die Anzahl der Menschen, die von der häuslichen Pflege in die stationäre Pflege wechselten, sank von jeweils über 25.000 im April der Jahre 2018 und 2019 auf rund 17.000 im Mai 2020. Das entspricht einem Minus von rund einem Drittel. Erst im späteren Verlauf der Pandemie ist die Zahl der Menschen, die vom häuslichen in das stationäre Setting wechselten, wieder gestiegen. Studienautor Rothgang sagt zur Erklärung: „Zu Beginn der Pandemie sind auch deswegen weniger Menschen ins Pflegeheim gekommen, weil die Angehörigen Angst um deren Gesundheit hatten.“

Corona-Folgen: Höhere Ausgaben, geringere Einnahmen

Dem Report zufolge hat die Pandemie nicht nur Pflegefachkräfte und Pflegende enorm belastet. Auch für die Pflegeversicherung habe Covid-19 „massive Auswirkungen“ mit sich gebracht. Einerseits gab es demnach in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen Mehrausgaben – beispielsweise für Sachmittel und Personal. Andererseits waren Einnahmeausfälle zu verkraften – unter anderem durch nicht belegte Heimplätze. Die Einrichtungen stellten seit März 2020 bei den Pflegekassen Anträge auf Erstattung in Milliardenhöhe.

Ein weiterer massiver Kostenblock waren dem Barmer-Report zufolge die Ausgaben für Antigen-Tests ab Oktober 2020. Unter dem Strich hätten sich die Beträge für Pflege-Rettungsschirme, Antigen-Tests und die Corona-Pflegeprämie bis zum ersten Quartal 2022 auf mehr als neun Milliarden Euro belaufen.

Hauptkategorie: Corona
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Coronavirus , Pflege , Pflegekräfte

Weitere Nachrichten zum Thema „Corona-Folgen“

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin