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Mehr Beratung bei Gentests wegen Verdacht auf Brustkrebs

Sonntag, 23. August 2015 – Autor: Angela Mißlbeck
Bei Verdacht auf familiären Brustkrebs oder Eierstockkrebs lassen immer mehr Frauen einen Gentest vornehmen. Allein die 13 gendiagnostischen Konsortialzentren der Universitäten verzeichneten 2014 fast doppelt soviele Patientinnen wie 2013. Von kommerziellen Gentests raten Experten aus den Zentren ab.
Gute Beratung bei Gentests hilft bei der Entscheidung über präventive Brustentfernung.

Die Qualität der Beratung bei Gentests zur Bestimmung des Risikos für Brust- und Eierstockkrebs entscheidet über die richtige Vorsorge – Foto: DOC RABE Media - Fotolia

„Kommerzielle Gentests müssen kritisch hinterfragt werden, denn sie bergen die Gefahr der unkritischen Anwendung und Interpretation ohne erkennbaren klinischen Nutzen und sogar zum Schaden der Betroffenen“, so die Direktorin des Kölner Zentrums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs Professor Rita Schmutzler. Die Tests selbst seien einfach, die Interpretation der Ergebnisse jedoch nicht trivial. Etwa ein Drittel der Genveränderungen sei nicht klar einzuordnen. Bekannt sind nach Schmutzlers Angaben derzeit 15 Risikogene für Brustkrebs. Die Expertin rechnet damit, dass in den nächsten Jahren rund 100 weitere Risikogene identifiziert werden. Sie mahnte einen verantwortungsvollen Umgang mit den Testmöglichkeiten an.

Prophylaktische Brustentfernung muss wohl überlegt sein

Nach Schmutzlers Angaben basierte die Entscheidung der Schauspielerin Angelina Jolie zu einer präventiven Brustentfernung darauf, dass ihr von einem kommerziellen Anbieter ein zu hohes Risiko auf der Basis von Daten aus den 90er Jahren mitgeteilt worden sei. Seit der Berichterstattung über Jolies Brustentfernung stieg die Nachfrage nach Gentests zur Bestimmung des Brustkrebsrisikos. Beim Anstieg der Fallzahlen in den diagnostischen Konsortialzentren sprechen die Experten daher bereits vom „Jolie-Effekt“. 2013 ließen sich knapp 1700 Frauen in den Zentren testen, 2014 waren es bereits fast 3000. Beraten haben die Zentren 2013 noch gut 2000 Patientinnen, ein Jahr später schon über 3000.

Die diagnostischen Konsortialzentren haben sich darauf verständigt, Genanalysen nur in Verbindung mit einer Beratung anzubieten. Sie testen Patientinnen dann, wenn in der Familie Erkrankungen in besonders jungem Alter oder Brust- und Eierstockkrebs gleichzeitig vorkommen. Versicherte der Ersatzkassen, die diese Voraussetzungen erfüllen, können sich in den inzwischen 17 Konsortialzentren im Rahmen eines neuen Vertrages mit dem Ersatzkassenverband vdek auf Chipkarte testen lassen. Techniker Krankenkasse, Barmer GEK, DAK, Kaufmännische Krankenkasse, Hanseatische Krankenkasse und Handelskrankenkasse übernehmen die Kosten.

Gentest auch bei geplanter Behandlung mit Lynparza

In den Konsortialzentren werden auch solche Ersatzkassen-Patientinnen mit Eierstockkrebs getestet, die für eine Behandlung mit dem neuen Medikament Lynparza® infrage kommen. Denn die Behandlung ist nur bei einer bestimmten Genveränderung wirksam. Der leitende Gynäkologe der Kliniken Essen-Mitte, Professor Andreas du Bois fordert: „Daher sollten die Therapieentscheidungen bei einer so komplexen Therapie nur nach qualitätsgesicherter Diagnostik und in einem spezialisierten Ärzteteam fallen.“ Bei der Therapie kooperieren die Konsortialzentren mit den von der Deutschen Krebsgesellschaft nach OnkoZert zertifizierten Brustzentren und gynäkologischen Krebszentren an Kliniken. Diese Zentren werden nun zusätzlich für die Beratung vor Gentests geschult.

Foto: Doc Rabe Media - fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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