Mehr als 40 Prozent wussten nichts von ihrer Covid-19-Infektion

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Mehr als 40 Prozent der SARS-CoV2-Infizierten wussten nichts von ihrer Infektion. Simple Schutzmaßnahmen wie Maske und Abstand wirken. Das sind Ergebnisse der Gutenberg Covid-19-Studie, die jetzt in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei präsentiert wurde. Erstellt wurde die größte und umfassendste deutsche Studie dieser Art von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Mainz.
An der Untersuchung nahmen 10.250 Erwachsene im Alter von 25 bis 88 Jahren aus der Stadt Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen teil. Erfasst wurden Informationen zur körperlichen und seelischen Gesundheit, den individuellen Präventions-Maßnahmen sowie über Alltag, Lebens-, Arbeits- und Wohnbedingungen und die Lebensqualität der Menschen während der Pandemie, außerdem wurden Biomaterial-Proben genommen.
Über 40 Prozent wussten nichts von Covid-19-Infektion
Bei etwa 3,7 Prozent der Teilnehmenden wurde bis Anfang April eine vergangene oder akute, wissentliche oder bislang nicht diagnostizierte Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen. Etwa 42 Prozent der betroffenen Menschen wussten nichts von ihrer vergangenen Covid-19-Infektion.
Männer waren häufiger unwissend infiziert, ebenso ältere Studienteilnehmende. Der Höchstwert lag bei etwa 63 Prozent bei den 75- bis 88-Jährigen. Der hohe Anteil an unerkannten Infektionen verdeutlicht, dass eine systematische Testung wichtig ist, um eine Ausbreitung des Virus und damit auch eine erneute Infektionswelle frühzeitig erkennen zu können.
Mindestabstand und Masken wirkten
Für die Studienteilnehmenden, die konsequent den Mindestabstand gewahrt haben, betrug das Infektionsrisiko die Hälfte von dem der Probanden, die selten oder nie die Abstandsregeln beachtet haben. Bei jenen Personen, die regelmäßig einen Mund-Nasen-Schutz trugen, fand sich ein um 34 Prozent niedrigeres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion im Vergleich zu Personen, die ihn nie oder nur selten trugen.
Bei Berufstätigen, die ausschließlich im Home-Office arbeiteten, zeigte sich ein um rund 31 Prozent niedrigeres Infektionsrisiko im Vergleich zu Erwerbstätigen ohne Home-Office. Die Daten unterstreichen die Effektivität der Präventionsmaßnahmen.
Kinder im Haushalt erhöhen Risiko nicht
Kinder im Haushalt erhöhen das Infektionsrisiko mit dem Corona-Virus nicht. Für dieses Risiko ist jedoch die Anzahl der in einem Haushalt lebenden Personen von Bedeutung: So liegt der Anteil einer SARS-CoV-2-Infektion bei Haushalten, in denen vier oder mehr Personen zusammenleben, verglichen mit Zwei-Personen-Haushalten um etwa 30 Prozent höher.
Menschen mit niedrigerem sozioökomischen Status haben ein höheres Infektionsrisiko. Eine Ursache hierfür sind unter anderem prekäre Wohnverhältnisse: Diese Betroffenen weisen ein 1,6-fach erhöhtes Infektionsrisiko auf. Die niedrigere Impfbereitschaft und Impfquote dieser Personengruppe weist auf ein Optimierungspotenzial für die Steuerung der Impfkampagne hin, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
Nettoeinkommen durch Corona bei 16 Prozent gesunken
In diesem Kontext ist es auch von Bedeutung, dass das durchschnittliche Nettoeinkommen bei rund 16 Prozent der Bevölkerung gesunken ist und dies insbesondere wiederum die einkommensschwächeren Haushalte stärker betrifft: In der armutsgefährdeten Einkommensgruppe ist das Einkommen bei mehr als jeder vierten Person gesunken.
Einkommensverluste lagen in den einkommensstarken Gruppen wiederum nur bei etwa jeder sechsten Person vor - bei allerdings auch gleich häufigen Vorkommen von Einkommenssteigerungen.
Geimpfte lassen sich weniger testen
Insbesondere in den Gruppen der vollständig geimpften und genesenen Personen ist die Anzahl der Testungen rückläufig: Betrug die Testrate der Personen, die über einen vollständigen Impfschutz verfügten, Ende April 2021 knapp 30 Prozent, so sank der Wert auf aktuell rund 15 Prozent.
Da jedoch auch in diesen Personengruppen potenzielle Infektionsträger sind, müssen sie in die regelmäßige Testung weiterhin eingebunden werden, um andere Personen zu schützen und ein bestmögliches Frühwarnsystem zu gewährleisten, schreiben die Wissenschaftler weiter.