Medizintechnik bleibt eine Wachstumsbranche
Nach einem Umsatzplus von etwas mehr als zwei Prozent im vergangenen Jahr rechnet Spectaris für die deutsche Medizintechnikindustrie im laufenden Jahr mit einem Zuwachs von 1,6 Prozent. Damit würde der Gesamtumsatz der rund 1200 Hersteller erstmals die Marke von 25 Milliarden Euro überschreiten. Der Inlandsumsatz wird Spectaris zufolge im Gesamtjahr 2014 nach einem Plus von 1,3 Prozent voraussichtlich einen Wert von 7,96 Milliarden Euro erreichen. Im internationalen Geschäft geht der Industrieverband von einem Wachstum um 1,8 Prozent auf 17,06 Milliarden Euro aus. Die Exportquote bleibt damit ziemlich stabil bei etwas weniger als 68 Prozent. Die Branche sorgt weiterhin für Arbeitsplätze. Spectaris erwartet in diesem Jahr eine Steigerung der Beschäftigtenzahl um 1,8 Prozent auf rund 124.600 Mitarbeiter.
Weniger Medizintechnik für das Ausland
Doch das Wachstum ist gebremst, denn die Auslandsumsätze der Branche legen nicht mehr so stark zu wie in den letzten Jahren. So lagen die deutschen Medizintechnikexporte nach China im ersten Halbjahr 2014 um neun Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie Spectaris unter Berufung auf das Statistische Bundesamt berichtet. Die Exporte nach Russland sanken demnach sogar um fast 35 Prozent unter die Marke von 2013. Im Inlandsgeschäft beklagt der Verband schon seit Jahren Stagnation. Dafür macht Spectaris den Investitionsstau in den deutschen Krankenhäuser und niedrige Erstattungspreise verantwortlich. „Oftmals fehlt es an Geld, aber nicht selten auch am Willen, für Neuanschaffungen, die auch den Patienten zu Gute kommen würden. Stattdessen investiert man bevorzugt in Wartung und Reparatur so lange es geht“, so Marcus Kuhlmann, Leiter des Fachverbandes Medizintechnik bei Spectaris.
Sorge um Rahmenbedingungen für Medizintechnik
Mit Sorge blickt der Verband zudem auf die Weiterentwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Sowohl die neue europäische Medizinprodukteverordnung als auch das geplante Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Versorgungsstärkungsgesetz) enthalten Neuregelungen für die Medizintechnik. Spectaris fürchtet, dass zusätzliche bürokratische Hindernisse bei der Zulassung von Medizinprodukten auf europäischer Ebene und die im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz vorgesehene zusätzliche Nutzenbewertung für höherklassige Medizinprodukte den Innovationsprozess verlangsamen und verteuern. „Die Konsequenz wäre, dass innovative Medizinprodukte nur stark verzögert oder gar nicht beim Patienten ankommen“, warnt Kuhlmann.
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