Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Mediziner fordern mehr Qualität bei Zweitmeinungsverfahren

Mittwoch, 8. Juni 2016 – Autor: Angela Mißlbeck
Mehr Qualität für die Zweitmeinungsverfahren vor bestimmten Wahl-Eingriffen fordert die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Als unzureichend bewertet sie die aktuellen Rahmenbedingungen zur Umsetzung.
Fundierte Zweitmeinung bei Operation an Knie, Hüfte oder Wirbelsäule gefordert

Für eine Zweitmeinung braucht es mehr als Röntgenbilder, meinen Chirurgen – Foto: lev dolgachov

Seit knapp einem Jahr haben Patienten vor Wahl-Operationen wie etwa Eingriffen zum Knie- oder Hüftgelenkersatz oder an der Wirbelsäule Anspruch auf eine zweite Arztmeinung. Die chirurgische Fachgesellschaft fordert, dass diese Zweitmeinung nicht irgendein Arzt, sondern nur ausgewiesene Experten erbringen, die von den medizinischen Fachgesellschaften als neutrale Gutachter benannt werden.

Diese Spezialisten sollen nach Auffassung der DGCH einen Schwerpunkt auf den jeweiligen Fragestellungen im Zweitmeinungsverfahren haben. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und Orthopädie (DGOU), Professor Reinhard Hoffmann, und der Präsident der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG), Professor Michael Winking sind sich einig: „So kämen beispielsweise in der Wirbelsäulenchirurgie je nach Fragestellung Experten sowohl aus der Neurochirurgie als auch der Orthopädie oder der Unfallchirurgie in Betracht.“

Chirurgen gegen Zweitmeinung per Internet

Die Chirurgen fordern zudem, dass beim Zweitmeinungsverfahren nicht nur die Daten und Befunde des Patienten betrachtet werden, sondern der zweite Arzt den Patienten auch körperlich untersucht und ihn zudem zu seinen Beschwerden und Erwartungen befragt. Der Generalssekretär der DGCH, Professor Hans-Joachim Meyer stellt klar: „Das persönliche Arzt-Patienten-Verhältnis steht auch an dieser Schnittstelle für die DGCH nicht zur Diskussion.“

Eine Zweitmeinung per Telemedizin ohne persönlichen Kontakt zum Patienten lehnt die chirurgische Fachgesellschaft derzeit nachdrücklich ab. Modellvorhaben dieser Art seien bisher nicht ausreichend wissenschaftlich evaluiert. Die Chirurgen halten diese „Internet-Medizin“ auch medizinisch-ethisch für nur schwer vorstellbar. Dazu DGCH-Präsidentin Professor Gabriele Schackert: „Wir Chirurginnen und Chirurgen behandeln auch in Zukunft keine Röntgenbilder, Laborbefunde oder ‚big data‘, sondern weiterhin unsere Patientinnen und Patienten.“

Ärzte fordern: Einsparziele offenlegen

Die DGCH fordert aber darüber hinaus auch, dass den Patienten erklärt wird, dass Zweitmeinungsverfahren nicht nur dazu dienen sollen, die Qualität einer Indikation für einen Eingriff zu steigern. Man erhoffe sich dadurch auch einen Rückgang an Operationszahlen. „Vor diesen Hintergründen unterstützen die DGCH und die ihr angeschlossenen Fachgesellschaften ausdrücklich eine Einführung von strukturierten, objektiven und objektivierbaren Zweitmeinungsverfahren vor definierten Wahloperationen“, so Schackert.

Foto: Syda Productions – fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Orthopädie , Chirurgie , Knie , Hüftgelenk , Wirbelsäule , Operation

Weitere Nachrichten zum Thema Zweitmeinungsverfahren

22.01.2016

Jede zehnte von jährlich 160.000 Knie-Operationen in Deutschland ist aus Expertensicht überflüssig. Die Barmer GEK rät ihren Versicherte daher, vor dem Eingriff eine Zweitmeinung einzuholen. Dazu hat die Krankenkasse Verträge mit Spezialisten abgeschlossen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin