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Medikamenten-Entsorgung: Verbraucher zu wenig informiert

Samstag, 21. Juni 2014 – Autor:
Nur 15 Prozent der VerbraucherInnen entsorgen ihre Medikamente richtig, wie jetzt eine Umfrage des Instituts für sozial-ökologische Forschung ISOE ergeben hat. Demnach sind die Wissenslücken im Umgang mit Arzneimitteln nach wie vor groß.
Wissenslücken bei Medikamenten-Entsorgung

Wohin mit alten Medikamenten?

Immer noch denken viele Menschen, dass Medikamente nicht über den Hausmüll entsorgt werden dürfen – und kippen sie lieber in die Spüle oder die Toilette. Aber genau das ist falsch, wie Konrad Götz, Wissenschaftler am Institut für sozial-ökologische Forschung ISOE anlässlich einer Umfrage erklärt. Das ISOE hat bei der repräsentativen Befragung große Wissenslücken in der Bevölkderung im Umgang mit Arzneimitteln festgestellt.

Demnach entsorgen nur 15 Prozent der VerbraucherInnen ihre Medikamente richtig, nämlich über den Restmüll. Der Restmüll wird heute zunächst verbrannt oder mechanisch-biologisch behandelt, bevor er in Deponien gelagert wird. Dadurch ist die weitgehende Zerstörung der Wirkstoffe gewährleistet. Eventuell doch noch vorhandene Medikamentenreste stellen jedoch auch bei der anschließenden Deponierung keine Gefahr für das Grundwasser dar, da aufwändige Abdichtungssysteme sie aufhalten.

Medikamenten-Entsorgung nicht über die Toilette

Noch besser, als Medikamente über den Hausmüll zu entsorgen, ist allerdings, sie zu den Apotheken zurückzubringen. Zwar sind die Apotheken seit 2009 nicht mehr verpflichtet, alte Medikamente anzunehmen, doch häufig bieten sie eine freiwillige Rücknahme von Arzneimitteln an. Zudem gibt es in vielen Städte und Gemeinden weitere Möglichkeiten für eine Entsorgung von alten Medikamenten, wie etwa sogenannte „Medi-Tonnen“, Schadstoffsammelstellen oder Schadstoffmobile.

Die Medikamente über Spüle oder Toilette zu entsorgen, ist in jedem Fall die schlechteste Lösung, die eine zusätzliche Belastung des Grundwassers darstellt. Denn belastet wird es auch so: Da die Arzneimittelwirkstoffe nie vollständig vom Körper abgebaut werden, gelangen sie über den Urin zum Teil in das Abwasser und darüber in die Kläranlagen, wo die Vielzahl an chemischen Verbindungen nicht vollständig entfernt werden kann. In nahezu allen Gewässern in Deutschland können heute über 150 Arzneimittelwirkstoffe nachgewiesen, teilweise auch im Grund- und Trinkwasser

Gefahr durch Altmedikamente für die Umwelt

„Knapp der Hälfte der 2000 vom ISOE befragten Deutschen ist überhaupt nicht bekannt, dass allein schon durch die Einnahme von Medikamenten Spurenstoffe in den Wasserkreislauf gelangen“, erklärt ISOE-Forscher Götz. Zwar sind die geringen Mengen von Schmerzmitteln, Antibiotika, blutdrucksenkenden Mitteln oder Psychopharmaka aus dem Abwasser für Menschen nicht gefährlich, doch Tier- und Pflanzenwelt können sie durchaus gefährden. So haben Hormonreste aus der Antibabypille nachweislich zur Verweiblichung männlicher Fische beigetragen, und das schmerzstillende Mittel Diclofenac hat zu Nierenschäden geführt. Auch sind Verhaltensänderungen der Tiere durch Psychopharmaka beobachtet worden. Das ISOE fordert daher eine wirksame Informationskampagne zur Entsorgung von Medikamenten, um mögliche Gefahren für die Umwelt zu verhindern.

Foto: © Alexander Raths - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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