Medikamente einnehmen – das sind die Tücken

Bei Medikamenten kann man schnell den Überblick verlieren oder den Einnahmezeitpunkt vergessen. Ein Arzneimittel-Dispenser zum Beispiel hilft. – Foto: AdobeStock/steinerpicture
Antibiotika sind ein gutes Beispiel: Nimmt man sie nicht genauso regelmäßig und genauso lange ein wie vom Arzt verordnet, kann es sein, dass sie nicht richtig wirken. Bei Antibiotika kann eine inkonsequente oder falsche Einnahme sogar dazu führen, dass die Krankheitskeime, die man bekämpfen will, am Ende resistent gegen Antibiotika werden – denn sie haben ja überlebt und konnten ihre Widerstandskraft gegen den Arzneistoff üben. Arzneimittel konsequent und pflichtbewusst einnehmen ist offenbar nicht so leicht, wie man es erwarten mag. Wo die Tücken liegen können, zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der „KKH Kaufmännische Krankenkasse“.
40 Prozent der Patienten kennen Probleme mit Arzneimitteln
Rund 40 Prozent der Deutschen haben der Forsa-Studie zufolge in den vergangenen fünf Jahren schon einmal Probleme mit Arzneimitteln gehabt, etwa mit Hinblick auf Einnahme, Dosierung oder Nebenwirkungen. Die größten Schwierigkeiten bereitet demnach offenbar die Einhaltung der Einnahme-Vorschriften – interessanterweise besonders bei jüngeren Patienten, denen man Dinge wie Vergesslichkeit eher nicht unterstellt: 25 Prozent der 18- bis 34-Jährigen und 28 Prozent der 35- bis 49-Jährigen haben schon einmal die Medikamenten-Einnahme vergessen. Unter den 50- bis 70-Jährigen sind es mit 23 Prozent etwas weniger.
Medikamenten-Einnahme: Jüngere tun sich schwerer als Ältere
KKH-Apotheker Sven Seißelberg erklärt das mit fehlender Routine. „Gerade jüngeren Menschen werden Arzneimittel häufig nur bei akuten Erkrankungen verordnet, wie zum Beispiel Antibiotika oder Schmerztabletten. Bei solchen kurzen Therapien fällt es schwerer, die Notwendigkeit der Medikamente zu erkennen, vor allem bei leichten oder kurzfristigen Symptomen.“ Ältere Menschen hingegen leiden häufiger an chronischen Erkrankungen oder müssen mehrere Tabletten parallel einnehmen. Folglich entwickeln sie ein stärkeres Bewusstsein für die korrekte Anwendung ihrer Arzneimittel. „Außerdem werden ältere Menschen häufig durch Angehörige oder Betreuer bei der Medikamenteneinnahme unterstützt. Das erhöht die Sicherheit“, erläutert Seißelberg.
Nebenwirkungen: Frauen spüren sie häufiger als Männer
Fast doppelt so viele Frauen wie Männer (19 zu 10 Prozent) haben infolge einer Medikamenteneinnahme schon einmal schwere Nebenwirkungen empfunden, zeigte die Forsa-Umfrage. „Frauen nehmen Nebenwirkungen anscheinend stärker war und achten möglicherweise vermehrt auf die Signale ihres Körpers. So können sie Kopfschmerzen oder andere Symptome eher auf das Medikament zurückführen und somit als Nebenwirkung deuten“, vermutet Pharmazeut Seißelberg. „Außerdem gehen Frauen regelmäßiger zum Arzt und bekommen daher häufiger Medikamente verschrieben. Dies erhöht natürlich auch die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen.“
Drei Tipps für eine erfolgreiche Medikamenten-Einnahme
Um eine falsche Medikamenteneinnahme zu vermeiden und den Genesungsprozess bestmöglich zu unterstützen, gibt der KKH-Apotheker deshalb folgende Tipps:
- Verwendung des vom Arzt erstellten Medikationsplans oder Nutzung einer App mit täglicher Erinnerung, um die pünktliche Einnahme zu gewähren und eine bessere Übersicht der Medikation sicherzustellen.
- Nutzung einer Tablettenbox als Dosierhilfe, welche auch von Angehörigen oder Betreuern befüllt werden kann. Sie eignet sich auch für unterwegs und verschafft einen besseren Überblick.
- Patienten sollten sich unbedingt in der Apotheke oder beim Arzt beraten lassen, um Unsicherheiten und Wissenslücken zu beseitigen. Sie sollten außerdem in der Apotheke darum bitten, dass die Dosierung auf der Verpackung notiert wird.