Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

„Medikamente“ aus der körpereigenen Apotheke: Kann man pharmakologische Reaktionen erlernen?

Dienstag, 19. April 2022 – Autor:
Schmerzen, Depressionen, Entzündungen: Chronisch Kranke brauchen oft jahrelang starke Medikamente – bei oft starken Nebenwirkungen. Forscher aus Essen arbeiten jetzt an einer alternativen Behandlungsmethode: Demnach könnte es in Zukunft möglich sein, dass Patienten die Kompetenz erlernen, körpereigene Arzneistoffe therapieunterstützend zu aktivieren, um chronischen Krankheiten zu lindern.
Frau träufelt Arzneitropfen auf einen Teelöffel.

Körpereigene Arzneistoffe zur Therapie nutzen: Das Wissen um gelernte pharmakologische Effekte ist jung, aber in jüngster Zeit offenbar enorm gewachsen. – Foto: AOK-Mediendienst

Medikamente wirken nicht automatisch und mechanisch – selbst wenn sie seit Generationen bewährt sind oder einfach nur teuer. Vielmehr entfalten sie „ihre Wirkung in Patienten im komplexen Zusammenspiel mit den persönlichen, psychobiologischen Bedingungen“, sagen Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Wichtige Einflussfaktoren seien etwa die Erwartungen des Patienten an den Erfolg, die Nebenwirkungen einer Therapie oder erlebte Vorerfahrungen mit Medikamenten oder medizinischen Behandlungen, die auf Lern- und Konditionierungsprozessen basierten. Genauso könnte es dieses Zusammenspiel in Zukunft für Patienten erlernbar machen, körpereigene Arzneistoffe zu aktivieren, um chronischen Krankheiten zu lindern – bei einer geringeren Dosis an chemischen Medikamenten.

Nebenwirkungen: Ein Problem chronisch kranker Arzneikonsumenten

Der Hintergrund: Patienten mit unterschiedlichen, chronischen Erkrankungen wie Schmerzen, Depressionen oder entzündlichen Erkrankungen benötigen eine kontinuierliche, oft lebenslange Behandlung mit Medikamenten, die Krankheitssymptome reduzieren und somit die Lebensqualität aufrechterhalten. Die Mehrzahl dieser Medikamente löst jedoch auch unerwünschte, teilweise erhebliche Nebenwirkungen aus. Das macht die Entwicklung von alternativen, unterstützenden Therapien erforderlich.

Studie: „Pharmakologische Reaktionen“ kann man lernen

Ein erfolgversprechender Weg zur Therapie solcher Erkrankungen könnte in Zukunft das „assoziative Erlernen pharmakologischer Reaktionen“ sein. Wissenschaftler vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie der Universitätsklinik Essen haben jetzt eine Studie vorgestellt, die auf eigenen Tierversuchen, Untersuchungen an gesunden Probanden und an Patienten fußt. In ihrer Studie halten sie eine Entwicklung von assoziativen Lernprotokollen für möglich, mit deren Hilfe es gelingen kann, „gelernte pharmakologische Reaktionen zum Wohle chronisch Erkrankter einzusetzen“, heißt es in einer Mitteilung der Uniklinik Essen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts jetzt in der Fachzeitschrift „Trends in Pharmacological Science“.

Aktivierung der „körpereigenen Apotheke“ als Therapieunterstützung

Eine gezielte und systematische Modulation der Lerneffekte könnte es ermöglichen, die Menge der verabreichten Medikamente kontrolliert zu reduzieren, die Menge an unerwünschten Nebenwirkungen zu verringern und dabei dennoch die therapeutische Effizienz aufrecht zu erhalten, so die Erwartung der Essener Mediziner. „Diese ‚Aktivierung der körpereigenen Apotheke‘ der Patienten könnte in vielen klinischen Situationen als unterstützende Therapiemaßnahme hilfreich sein“, lautet das Fazit des Essener Autorenteams.

Jung und stark wachsend: Das Wissen um gelernte pharmakologische Effekte

Das Wissen über die neurobiologischen Mechanismen dieser assoziativen Lernerfahrungen und wie sich die gelernten pharmakologischen Effekte gezielt im Rahmen von Behandlungen nutzen lassen, ist nach Angaben der Essener Uniklinik in jüngster Zeit enorm gewachsen.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Forschung , Komplementärmedizin , Pharma , Schmerzen , Depression

Weitere Nachrichten zum Thema „Komplementärmedizin“

25.03.2021

Myrrhe gehört zu den Pflanzen, die am Längsten in der Menschheitsgeschichte medizinisch wie kultisch Verwendung finden. Studien bescheinigen ihr eine entzündungshemmende und krampflösende Wirkung sowie stabilisierende Effekte auf die Darmbarriere bei der Behandlung von chronischen Darmerkrankungen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin