Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Medikament zur Therapie der vergrößerten Prostata könnte bei Parkinson helfen

Montag, 23. September 2019 – Autor:
Ein Medikament, mit dem Miktionsstörungen bei der gutartig vergrößerten Prostata behandelt werden, könnte das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit verlangsamen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie.
parkinson, tremor, neurodegenerative erkrankung

Forscher haben ein mögliches Medikament gegen den Nervenzellabbau bei Parkinson gefunden – Foto: ©Astrid Gast - stock.adobe.com

Ein Medikament, mit dem Miktionsstörungen bei einer gutartig vergrößerten Prostata behandelt werden, könnte das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit verlangsamen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von Forschern aus Iowa City und Peking.

"Aktuelle Medikamente können Symptome der Parkinson-Krankheit lindern. Es gibt jedoch keine Behandlung, die den Verlauf der neurodegenerativen Krankheit verändert. Zugleich wird die Parkinson-Krankheit mit zunehmendem Alter der Bevölkerung immer häufiger", sagt Studienautor Michael Welsh, Professor für Innere Medizin an der University of Iowa.

Zellschützene Eigenschaft von Terazosin

Co-Studienautor Dr. Lei Liu von der Capital Medical University in Peking hatte entdeckt, dass Terazosin, ein Medikament, das bei der Behandlung der gutartig vergrößerten Prostata eingesetzt wird, den Zelltod verhindert. Die zellschützende Aktivität beruht auf der Fähigkeit von Terazosin, ein Enzym namens PGK1 zu aktivieren, das für die Energieerzeugung in den Zellen von entscheidender Bedeutung ist.

Diese Entdeckung brachte die Parkinson-Krankheit ins Bild. Eine verringerte zelluläre Energieproduktion ist ein Kennzeichen der Parkinson-Krankheit. Darüber hinaus werden  vererbte Formen der Parkinson-Krankheit durch genetische Defekte in zellulären Energiebahnen verursacht, und Parkinson-verursachende Medikamente schädigen die Energieerzeugung in Neuronen.

Motorische Koordination im Tiermodell verbesserte sich

Das Medikament wurde in verschiedenen Tiermodellen getestet. Dabei haben sich sowohl die molekularen Veränderungen im Gehirn, die mit dem Zelltod einhergehen, als auch die motorische Koordination der Tiere verbessert, sagt Liu in einer Pressemitteilung.

Terazosin konnte die Neurodegeneration stoppen, wenn es vor dem Beginn des Zelltods gegeben wurde. Darüber hinaus konnte das Medikament die Neurodegeneration verlangsamen oder stoppen, wenn diese sich bereits zu entwickeln begann.

Medikament für vergrößerte Prostata könnten bei Parkinson helfen

Doch wirkt das Medikament auch beim Menschen? Um diese Frage zu klären, nutzten die Forscher die MarketScan-Datenbank von IBM Watson/Truven Health Analytics, die Aufzeichnungen von mehr als 250 Millionen Personen enthält. Hier wurden 2.880 Parkinson-Patienten identifiziert, die Terazosin und zwei verwandte Medikamente einnahmen und eine Vergleichsgruppe von 15.409 Parkinson-Patienten, die Tamsulosin gegen ihre Miktionsstörungen einnahmen.

Ergebnis: Terazosin und zwei verwandte Arzneimittel verringerten die Anzeichen, Symptome und Komplikationen der Parkinson-Krankheit. Das Medikament, das bei der Therapie der vergrößerten Prostata eingesetzt wird, könnte also bei Parkinson helfen. Nun ist eine Phase-1-Studie mit Patienten aus Iowa geplant. Die aktuelle Untersuchung erschien im Journal of Clinical Investigation.

Foto: astrid gast/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Parkinson

Weitere Nachrichten zum Thema Parkinson

19.02.2019

Die Zahl der Menschen, die an Parkinson erkrankt sind, ist in den vergangenen Jahren in vielen Ländern gestiegen. Experten vermuten, dass im Jahr 2040 über 17 Millionen Menschen weltweit an Parkinson leiden könnten. Das wären fast dreimal so viele wie heute.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten


Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin