Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

MCP-Tropfen vom Markt genommen

Samstag, 19. April 2014 – Autor:
Am Donnerstag wurden MCP-Tropfen aus den Regalen deutscher Apotheken genommen. Das Magenmittel mit dem Wirkstoff Metoclopramid wurde jährlich 5,7 Millionen Mal auf Kassenrezept verordnet. Für Kassenpatienten gibt es jedoch derzeit keine wirkliche Alternative.
MCP, Magenmittel, Medikament, Magentropfen

MCP-Tropfen wurden in der gängigen Dosierung wegen neurologischer Nebenwirkungen vom Markt genommen

Die Arzneimittelbehörde BfArM hat die Zulassung für die Magentropfen MCP in der bislang üblichen Dosierung widerrufen. Grund war eine Entscheidung der europäischen Arzneimittelagentur EMA. Die Behörde war wegen der seit Jahren bekannten neurologischen Nebenwirkungen zu dem Ergebnis gekommen, dass bei hoher Dosis und langer Behandlungsdauer die Risiken den Nutzen überwiegen. Deshalb müssen seit Donnerstag alle Tropfen mit mehr als 1 mg/ml Wirkstoff vom Markt verschwinden. Der Wirkstoff Metoclopramid vermindert Übelkeit und Brechreiz und wurde jedes Jahr rund 5,7 Millionen Mal von Ärzten auf Kassenrezept verordnet.

Ersatzpräparte für MCP-Tropfen

Bis es Ersatzpräparate mit geringerer Wirkstoffmenge gibt, werden Ärzte und hunderttausende Patienten auf andere Medikamente ausweichen müssen. Doch für Kassenpatienten gibt es derzeit aber keine wirkliche Alternative. Andere Wirkstoffe seien nur bei bestimmten Anwendungsgebieten zugelassen; die pflanzliche Alternative werde von den Kassen nicht erstattet, schreibt der Nachrichtendienst Apotheke Adhoc in einer aktuellen Mitteilung. Außerdem könne es noch Monate dauern, bis Hersteller von MCP Ersatzprodukte anbieten können. Apotheke Adhoc zufolge seien erste Schritte aber bereits eingeleitet worden. So habe etwa der Arzneimittelhersteller Stada für eine Neuzulassung von MCP in neuer Konzentration bereits einen Antrag gestellt.

Rückruf der Tropfen überzogen

Nicht zuletzt wegen fehlender Ersatzpräparate sehen die meisten Apotheker den Rückruf kritisch: Bei einer Blitzumfrage von Apotheke Adhoc gaben 70 Prozent der Apothker an, der Widerruf der Zulassung sei überzogen, der Nutzen überwiege. Weitere 21 Prozent finden den Rückruf schlecht, weil er aus ihrer Sicht zu Engpässen in der Versorgung führen wird. Weniger kritisch äußerte sich die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Vorstandsmitglied Professor Dr. Bernd Mühlbauer führt den Rückruf vor allem auf eine allzu leichtfertige Verordnungspraxis der Ärzte zurück. "Die Zulassungseinschränkung wäre nicht nötig gewesen, wenn die Ärzte mit MCP stringenter umgegangen wären“, sagte Mühlbauer dem Nachrichtendienst Apotheke Adhoc.

MCP wurde von Ärzten millionenfach gegen Übelkeit und Brechreiz etwa bei Migräne, Leber- und Nierenerkrankungen, Schädel- und Hirnverletzungen und Arzneimittelunverträglichkeiten verschrieben. In Millionen Haushalten dürften sich daher noch jede Menge Fläschchen à 1 mg/ml mit den beliebten Magentropfen befinden.

© monropic - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Arzneimittel , Magen

Weitere Nachrichten zum Thema Arzneimittel

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin