MCP-Tropfen vom Markt genommen
Die Arzneimittelbehörde BfArM hat die Zulassung für die Magentropfen MCP in der bislang üblichen Dosierung widerrufen. Grund war eine Entscheidung der europäischen Arzneimittelagentur EMA. Die Behörde war wegen der seit Jahren bekannten neurologischen Nebenwirkungen zu dem Ergebnis gekommen, dass bei hoher Dosis und langer Behandlungsdauer die Risiken den Nutzen überwiegen. Deshalb müssen seit Donnerstag alle Tropfen mit mehr als 1 mg/ml Wirkstoff vom Markt verschwinden. Der Wirkstoff Metoclopramid vermindert Übelkeit und Brechreiz und wurde jedes Jahr rund 5,7 Millionen Mal von Ärzten auf Kassenrezept verordnet.
Ersatzpräparte für MCP-Tropfen
Bis es Ersatzpräparate mit geringerer Wirkstoffmenge gibt, werden Ärzte und hunderttausende Patienten auf andere Medikamente ausweichen müssen. Doch für Kassenpatienten gibt es derzeit aber keine wirkliche Alternative. Andere Wirkstoffe seien nur bei bestimmten Anwendungsgebieten zugelassen; die pflanzliche Alternative werde von den Kassen nicht erstattet, schreibt der Nachrichtendienst Apotheke Adhoc in einer aktuellen Mitteilung. Außerdem könne es noch Monate dauern, bis Hersteller von MCP Ersatzprodukte anbieten können. Apotheke Adhoc zufolge seien erste Schritte aber bereits eingeleitet worden. So habe etwa der Arzneimittelhersteller Stada für eine Neuzulassung von MCP in neuer Konzentration bereits einen Antrag gestellt.
Rückruf der Tropfen überzogen
Nicht zuletzt wegen fehlender Ersatzpräparate sehen die meisten Apotheker den Rückruf kritisch: Bei einer Blitzumfrage von Apotheke Adhoc gaben 70 Prozent der Apothker an, der Widerruf der Zulassung sei überzogen, der Nutzen überwiege. Weitere 21 Prozent finden den Rückruf schlecht, weil er aus ihrer Sicht zu Engpässen in der Versorgung führen wird. Weniger kritisch äußerte sich die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Vorstandsmitglied Professor Dr. Bernd Mühlbauer führt den Rückruf vor allem auf eine allzu leichtfertige Verordnungspraxis der Ärzte zurück. "Die Zulassungseinschränkung wäre nicht nötig gewesen, wenn die Ärzte mit MCP stringenter umgegangen wären“, sagte Mühlbauer dem Nachrichtendienst Apotheke Adhoc.
MCP wurde von Ärzten millionenfach gegen Übelkeit und Brechreiz etwa bei Migräne, Leber- und Nierenerkrankungen, Schädel- und Hirnverletzungen und Arzneimittelunverträglichkeiten verschrieben. In Millionen Haushalten dürften sich daher noch jede Menge Fläschchen à 1 mg/ml mit den beliebten Magentropfen befinden.
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