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Max-Planck-Studie: Lockdowns eigentlich nicht notwendig

Donnerstag, 4. November 2021 – Autor:
Wiederkehrende Lockdowns sind nicht notwendig für die Pandemiebekämpfung, so lange moderate Vorsichtsmaßnahmen beibehalten werden. Zu diesem Schluss sind Forscher des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in einer neuen Studie gelangt. Allerdings kommt es stark auf jeden Einzelnen an.
Pandemiebekämpfung: Das Verhalten jedes Einzelnen ist wirksamer als wiederkehrende Lockdowns, sagen Forscher vom Max-Planck-Institut

Pandemiebekämpfung: Das Verhalten jedes Einzelnen ist wirksamer als wiederkehrende Lockdowns, sagen Forscher vom Max-Planck-Institut – Foto: © Adobe Stock/ detailblick-foto

Lockdowns sind die härteste Maßnahme in der Pandemiebekämpfung gewesen und die folgenreichste: Der Stillstand des öffentlichen Lebens hat zu großen ökonomischen und psychosozialen Schäden geführt. Aber sind Lockdowns wirklich ein probates Mittel, um eine Pandemie wie die Corona-Pandemie zu bekämpfen?

Rechtzeitig handeln

Forscher des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation haben diese Frage nun in einer Studie mit Hilfe eines neuen mathematischen Ansatzes untersucht. Das Ergebnis: Solange die Fallzahlen niedrig sind und moderate Vorsichtsmaßnahmen beibehalten werden, machen wiederkehrende strikte Lockdowns für die langfristige Pandemiekontrolle keinen Sinn. Zu den moderaten Vorsichtsmaßnahmen gehören die AHA-Regeln, das Tragen von Masken sowie das persönliche Verhalten, also zum Beispiel, mit Symptomen zu Hause zu bleiben, um andere nicht anzustecken.

Test, Trace and Isolate

Ein entscheidender Faktor für die Aufrechterhaltung der Freiheit sei jedoch die Beibehaltung eines schnellen und effizienten „Test-Trace-and-Isolate“-Systems – also das Testen gefolgt von Kontaktnachverfolgung und Quarantäne bei Infektion, schreiben die Autoren um Sebastian Contreras vom MPIDS in Science Advances, wo die Ergebnisse der Studie jetzt publiziert worden sind.

„Während der COVID-19-Pandemie hat das Test-Trace-and-Isolate-Verfahren erheblich dazu beigetragen, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen“, sagt Contreras. Die Kontaktnachverfolgung müsse jedoch rechtzeitig erfolgen, so lange die Gesundheitsbehörden noch genügend Rückverfolgungskapazität haben.  

Jeder Einzelne ist gefragt

„In Analogie dazu ähnelt das System der Kontaktnachverfolgung und Isolierung zum Stoppen der Infektionsketten, den Feuerwehrleuten, die Waldbrände bekämpfen können: In beiden Fällen ist es viel einfacher, die Ausbrüche lokal einzudämmen, solange sie noch klein sind“, sagt Viola Priesemann, die die Studie koordiniert hat. Sei der Ausbruch erst einmal außer Kontrolle geraten, werde diese Strategie zu langsam und unspezifisch; „man muss wieder starke bevölkerungsweite Maßnahmen ergreifen und parallel dazu versuchen, die gefährdeten Personen zu schützen.“

Die Forscher betonen, dass letztlich das individuelle Verhalten darüber entscheidet, ob die Kontrolle über eine Pandemie aufrechterhalten werden kann. Dazu gehöre neben Einhaltung der Regeln vor allem das Impfen.

Die Impfquoten stagnieren jedoch und viele sind müde von der Pandemie, nehmen die Regeln nicht mehr ernst oder Schummeln beim 3-G-Einlass. Welche Faktoren für die Einhaltung der Maßnahmen verantwortlich sind, wollen die Wissenschaftler im nächsten Schritt untersuchen.

Hauptkategorien: Corona , Gesundheitspolitik
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