Mangelernährung beeinträchtigt Genesung bei Klinikpatienten

Statt üblicher Krankenhauskost: Patienten, die nach einem individuellen Ernährungsplan versorgt werden, geht es nach der Klinik besser – Foto: ©nachbelichtet - stock.adobe.com
Die einen nehmen zu wenig Eiweiß zu sich, bei den anderen fehlt es an Vitaminen, wieder andere essen schlicht zu wenig, um ihren Energiebedarf zu decken: Fast jeder dritte Patient, der stationär in eine internistische Klinik aufgenommen wird, zeigt Anzeichen für eine Mangelernährung. Von den älteren Patienten sind es sogar mehr als die Hälfte.
Eine Schweizer Studie zeigt, dass Patienten von einer Untersuchung ihres Ernährungszustandes und einem sich anschließenden Ernährungsmanagement profitieren. Das teilt die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) mit.
Übliche Krankenhauskost oder ernährungsmedizinische Betreuung
An der im Fachjournal Lancet erschienenen EFFORT-Studie nahmen 2.000 Patienten teil. Sie waren für mindestens vier Tage in eines von insgesamt acht Krankenhäusern in der Schweiz aufgenommen worden, und es bestand bei ihnen das Risiko für eine Mangelernährung.
Diese Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: Während die einen mit der üblichen Krankenhauskost versorgt wurden, erhielten die Patienten der zweiten Gruppe eine persönliche ernährungsmedizinische Betreuung, bei der das Erreichen von Zielwerten für die Kalorien- und die Eiweißaufnahme im Fokus stand.
Patienten erhielten danach Ernährungsplan für zu Hause
Auf der Basis einer individuellen Bedarfsberechnung beziehungsweise der Laborwerte erhielten sie unter anderem zusätzlich eiweißangereicherte Speisen, zusätzliche Snacks und Vitaminpräparate und andere Mikronährstoffe. Während des Klinikaufenthalts kontrollierten Diätassistenten, ob das anvisierte Ernährungsregime eingehalten wurde. Bei Entlassung erhielten die Patienten einen entsprechenden Ernährungsplan für zu Hause.
30 Tage nach Studienbeginn wurden die Patienten erneut untersucht und befragt. "Zu diesem Zeitpunkt zeigten sich bereits deutliche Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen", sagt Dr. Frank Jochum, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau und Präsident der DGEM.
Mangelernährung beeinträchtigt Genesung bei Klinik-Patienten
So beobachteten die Mediziner bei 27 Prozent der gewöhnlich versorgten Patienten eine Verschlechterung des Gesundheitszustands, aber nur bei 23 Prozent der ernährungsmedizinisch betreuten Patienten. Das entspricht einer Risikoreduktion von annähernd 20 Prozent. Auch die Sterblichkeit innerhalb von 30 Tagen konnte signifikant reduziert werden.
Außerdem waren ernährungsmedizinisch betreute Patienten fitter und empfanden ihre Lebensqualität als höher. "Die Studie zeigt einmal, dass die Ernährung für die Gesundung und das Wohlbefinden des Menschen im Krankheitsfall von zentraler Bedeutung ist", sagt Prof. Johann Ockenga, Vizepräsident der DGEM. Umgekehrt beeinträchtigt Mangelernährung die Genesung bei Klinik-Patienten.
Nicht alle mangelernährten Patienten sind untergewichtig
Die Studie unterstreicht zudem die Bedeutung eines routinemäßigen ernährungsmedizinischen Screenings bei Aufnahme in die Klinik. "Längst nicht alle mangelernährten Patienten sind erkennbar untergewichtig", so Ockenga , Direktor der Medizinischen Klinik II des Klinikums Bremen Mitte. In der Studie lag der durchschnittliche BMI mit 24,8 kg/m2 im Normalbereich.
In das Screening fließen Angaben zu Appetitlosigkeit und ungewollten Gewichtsverlusten ein. Außerdem wird das Alter des Patienten berücksichtigt, sowie die Schwere der Erkrankung, die zur Klinikeinweisung führte. Patienten zu identifizieren, die eine Ernährungstherapie benötigen, sei für den Krankheitsverlauf entscheidend, so Ockenga.
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