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Magenverkleinerung kann bei Übergewicht den Durchbruch bringen

Montag, 24. Dezember 2018 – Autor:
Fettleibigkeit gilt heute als eigenständiges Krankheitsbild. Wenn allen anderen Maßnahmen scheitern, kann eine Magenverkleinerung den ersehnten Durchbruch bringen. Das zeigen die Forschungsarbeiten des Heidelberger Adipositas-Spezialisten Felix Nickel, der nun mit dem Oskar Medizin-Preis 2018 ausgezeichnet wurde.
Magenverkleinerung, Übergewicht

Krankhaftes Übergewicht: Eine Magen-OP wäre eine Überlegung wert,

Die chirurgische Magenverkleinerung gilt als letzter Ausweg für Fettleibige. Doch wer sich so einem Eingriff unterzieht, muss wissen, was ihn erwartet. So ist zum Beispiel eine lebenslange Nachsorge notwendig, bei Bedarf auch Ernährungs- und psychosomatische Beratungen. Das heißt, der Erfolg kommt nicht von allein, sondern bedarf konsequenter Mitarbeit und Disziplin. Wer jedoch dazu bereit ist, hat große Chancen, dünner, gesünder und glücklicher zu werden. In diesem Sinne äußert sich jedenfalls PD Dr. Felix Nickel, Adipositas-Chirurg am Universitätsklinikum Heidelberg. Kaum ein anderer hat so viel über die Effekte der Adipositas-Chirurgie geforscht. Nun ist der Chirurg mit dem Oskar Medizin-Preis 2018 ausgezeichnet worden. Der Preis, den die Stiftung Oskar-Helene-Heim jährlich auslobt, ist mit 50.000 Euro eine der höchstdotierten Auszeichnungen für Ärzte in Deutschland.

Bis zu 70 Prozent Gewichtsverlust sind möglich

Nickels Studien zeigen: Langfristig lässt sich mit einer Magen-OP eine Übergewichtsreduktion um bis zu 70 Prozent erreichen. Zudem können die Eingriffe auch eine begleitende Zuckerkrankheit (Diabetes) beheben und Begleiterkrankungen wie die Fettlebererkrankung, Bluthochdruck und Gelenkschmerzen verbessern. Außerdem geht aus Befragungen von mehr als 200 Patienten hervor, dass mit der Gewichtsreduktion das Selbstvertrauen und die Lebensqualität steigen. Ob die Patienten einen Schlauchmagen oder Magenbypass erhielten, spielte dabei keine Rolle.

Dünner und glücklicher

„Dank dieser positiven Auswirkungen auf Gesundheitszustand und Wohlergehen erhöht sich auch die Lebenserwartung, wie einige Studien bereits gezeigt haben“, fügt Nickel hinzu. „Eine Magen-OP ist daher unbedingt eine Überlegung wert, wenn andere Maßnahmen der Gewichtsreduktion trotz professioneller Begleitung keinen Erfolg bringen.“ 

Es gibt mehrere Wege, den Magen zu verkleinern. Die am häufigsten durchgeführten Verfahren sind der Magenbypass und die Schlauchmagen-OP. Beim Magenbypass wird der Magen geteilt: Die Nahrung gelangt nur in den oberen Teil des Magens, der rasch Sättigung signalisiert, und wird dann am restlichen Magen vorbei in den Dünndarm geleitet. Bei der Schlauchmagen-OP wird der Magen um zwei Drittel verkleinert.

Hoher Leidensdruck

Nickel macht keinen Hehl daraus, dass die Operation eine Belastung ist. Gerade deswegen interessiert er sich für die Beweggründe. „Die mit Adipositas verbundenen Begleiterkrankungen, Einschränkungen des Lebens und auch der psychische Leidensdruck werden häufig stark unterschätzt“, betont er. Viele Patienten litten zusätzlich unter Depressionen, da sie in Bewegung, Belastbarkeit und sozialen Kontakten stark eingeschränkt seien. Hinzukämen die bestehenden oder drohenden Begleiterkrankungen und die Angst, vorzeitig zu sterben.

Kurzum: Adipöse haben einen hohen Leidensdruck. Nickel wünscht sich deshalb, ihnen den Zugang zu einer chirurgischen Versorgung zu erleichtern. Denn ob die Kasse zahlt, ist Glückssache. Das Preisgeld will er nun in noch mehr Forschung stecken.

Foto: Gina Sanders

Hauptkategorie: Medizin
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