
Feinere Schnitte und Nähte: Ärzte vom Universitätsklinikum Gießen lassen sich bei Magenbypässen vom Robotersystem daVinci assistieren – Foto: RHÖN-KLINIKUM AG / UKGM / Foto: Christine Bode
Wenn alle Diätversuche gescheitert sind, kann die Adipositas-Chirurgie Übergewichtigen zu einer langfristigen Gewichtsabnahme verhelfen. Neben der Magenverkleinerung ist der Magenbypass einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe bei krankhafter Adipositas. Hierbei wird der Magen durchtrennt und zu einer Art "Vormagen" verkleinert. In einem zweiten Schritt wird der Dünndarm durchtrennt und so umgeleitet, dass die Verdauung der Nahrung aus dem kleinen Vormagen erst in einem späteren Darmabschnitt erfolgt. Da in diesem Darmabschnitt nicht mehr alle Nahrungsbestandteile zerlegt werden, gelangen letztlich weniger Kalorien in den Körperkreislauf.
Roboterassistent hilft bei der Schnittführung
Heute wird der Eingriff in aller Regel minimal-invasiv (laparoskopisch) durchgeführt. An manchen Kliniken kommt neuerdings auch der OP-Roboter daVinci zum Einsatz. Dabei steuert der Chirurg von einer Konsole aus die vier Roboterarme des Systems, die mit millimetergroßen Operationsinstrumenten, wie beim laparoskopischen Eingriff, im Bauchraum des Patienten zum Einsatz kommen.
Der große Unterschied ist, dass daVinci die Handbewegungen des Chirurgen auf die Roboterarme übersetzt, die auf kleinstem Raum deutlich beweglicher sind als die menschliche Hand. Eine Operationskamera liefert ein 3-D-Bild in zehnfacher Vergrößerung, so dass selbst kleinste Strukturen für den Operateur sichtbar werden.
„Wir können mit Hilfe des daVinci-Systems so exakt operieren, wie es ansonsten nur bei einer OP im offenen Bauchraum ginge, gleichzeitig ist es aber ein minimalinvasiver und schonender Eingriff", erklärt PD Dr. Thilo Sprenger vom Universitätsklinikum Gießen. Die Gießener Adipositas-Chirurgie nutzt DaVinci seit März dieses Jahres und hat schon über 30 Patienten mit Hilfe des Roboters einen Magenbypass gelegt.
Nähen wie bei einem offenen Eingriff
Bei der Magenbypass-OP sei insbesondere die Naht, die den Vormagen mit dem umgeleiteten Darmabschnitt verbindet, ein wichtiger Faktor für den dauerhaften Erfolg, sagt Sprenger: "Wir können hier auf den Millimeter genau entscheiden, wie weit die Nahtverbindung ist und so präzise per Hand nähen, wie sonst nur bei einem offenen Eingriff. Im Gegensatz zur üblichen maschinellen Klammernaht ist das ein Riesenvorteil."
Minimal-invasive Operationen haben gegenüber offenen Operationen den Vorteil, dass Patienten anschließend weniger Schmerzen haben und schneller wieder mobil sind. Nach Auskunft von Dr. Sprenger ist daVinci in diesen Punkten dem normalen laparoskopischen Eingriff noch einmal überlegen. Patienten könnten in der Regel einen Tag früher nach Hause gehen.
Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg ist nach eigener Auskunft derzeit das einzige Zentrum in Hessen, das roboterassistierte Magenbypass-Eingriffe regelhaft anbietet.