Ein Leben ohne Fleisch – immer mehr Menschen in Deutschland ernähren sich vegetarisch oder vegan. Laut einer Erhebung des Allensbach-Instituts im vergangenen Jahr, verzichten mittlerweile 6,1 Millionen Deutsche auf Fleisch, Wurst und Fisch – das sind 400.000 Menschen mehr als zwei Jahre zuvor.
Was Vegetarier von Fleischessern unterscheidet, das haben Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum Leipzig nun an fast 9.000 Personen im Rahmen des LIFE-Projekts untersucht. Dabei kamen zwei wesentliche Unterschiede heraus: Je weniger tierische Produkte jemand zu sich nimmt, desto geringer ist der Body-Mass-Index und desto weniger neigt die Person zu Extrovertiertheit.
Vegetarische Ernährung enthält weniger Dickmacher
Spannend ist vor allem das Ergebnis, dass Personen, die sich ganz oder überwiegend pflanzlich ernähren, schlanker sind als die „Vollköstler“. Macht vegetarische Ernährung also schlank? Möglicherweise, denn in pflanzlicher Ernährung stecken weniger verarbeitete Lebensmittel und damit weniger Dickmacher. „Dick machen vor allem übermäßig fett- und zuckerreiche Produkte. Sie regen den Appetit an und zögern das Sättigungsgefühl heraus. Verzichtet man auf tierische Nahrungsmittel, nimmt man im Schnitt weniger solcher Produkte zu sich“, erklärt Erstautorin der Studie Evelyn Medawar. Jedoch könnten neben einem veränderten Sättigungsgefühl auch Lebensstilfaktoren wie mehr Sport und ein höheres Gesundheitsbewusstsein eine entscheidende Rolle spiele, spekuliert die Wissenschaftlerin.
Für das Körpergewicht ist offenbar auch entscheidend, welche tierischen Produkte gegessen werden. Eine Person, die vorrangig vorranging sekundäre Tierprodukte isst, also Eier, Milch, Milchprodukte, Käse und Butter, ist demnach schlanker als eine Person, die viel Fleisch, Wurst und Fisch isst.
Fleischesser haben einen höheren BMI
Ein Beispiel: Hatte eine Person einen 1,2 Punkte niedrigeren BMI, bedeutete das im Durchschnitt, dass sie auf bestimmte tierische Produkte ganz verzichtete, also etwa die primären, und sich vegetarisch ernährte. Oder dass sie zwar auch weiterhin Fleisch und Fisch aß, diese dafür aber insgesamt seltener. „Ob letztlich die Ernährung die Ursache für ein geringeres Körpergewicht ist oder andere Faktoren dafür verantwortlich sind, lässt sich anhand der Daten nicht sagen“, so Medawar. Aufschluss darüber soll nun eine Folgestudie bringen.
Vegetarier sind introvertierter, aber nicht depressiver
Neben dem Einfluss der Ernährung auf das Körpergewicht untersuchten die Forscher auch Persönlichkeitsmerkmale. Es zeigte sich, dass Menschen mit vorwiegend pflanzlichen Lebensmitteln auf dem Speiseplan introvertierter sind als solche, die sich vorrangig von Tierprodukten ernährten. „Woran das liegt, ist schwer zu sagen“, so Studienleiterin Veronica Witte. „Es könnte daran liegen, dass introvertiertere Personen eher zu restriktiverem Essverhalten neigen oder sich aufgrund ihres Essverhaltens stärker sozial abgrenzen.“ Auch hier müssten weitere Studien dazu folgen, wie sich Menschen mit den Eigenschaften ihrer Ernährung identifizierten.
Dass pflanzliche Ernährung mit neurotischem Verhalten einhergeht, wie es andere Studien vermuten ließen, konnten die Wissenschaftler nicht bestätigen. Ebenso unbestätigt blieb die Annahme, dass Vegetarier eher zu depressiven Verstimmungen neigen. Auch hier hatten frühere Studien einen Zusammenhang nahelegt. „Auch das konnten wir nicht erkennen“, so Witte.
Die Studie “Less animal-based food, better weight status: Associations of the restriction of animal-based product intake with body-mass-index, depressive symptoms and personality in the general population“ ist soeben im Fachmagazin “Nutrients” erschienen.
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