
Kiffer sind offenbar nur vorübergehend etwas dümmer. Was Cannabis langfristig mit dem Gehirn macht, weiß allerdings niemand – Foto: ©Haramis Kalfar - stock.adobe.com
Macht Kiffen dumm? Diese Frage hat sich wahrscheinlich schon jeder mal gestellt, der mit Kiffern zu tun hat oder selbst gerne Haschisch, Gras oder Marihuana konsumiert. Jetzt sind Wissenschaftler der University of Pennsylvania der Frage nachgegangen. In einer Meta-Analyse hat das Team um Dr. J. Scott 69 Studien ausgewertet, die den Zusammenhang zwischen chronischem Cannabiskonsum und Denkleistung bzw. Intelligenz untersucht hatten. Das Durchschnittsalter der rund 2.100 Studienteilnehmer lag bei 26 Jahren.
Die Auswertung zeigt: Kiffer sind tatsächlich etwas leistungsschwächer im Denken als Nicht-Kiffer. So zeigten sich Beeinträchtigungen bei der Lern- und Erinnerungsleistung, der Aufmerksamkeit, dem Reaktionsvermögen, der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung oder der Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Defizite vorübergehend
Allerdings waren diese Effekte vorübergehend. Waren die Personen für 72 Stunden abstinent, waren die kognitiven Defizite nicht mehr nachweisbar. Das Gehirn scheint sich also von dem Cannabis-Rausch zu erholen.
„Das Risiko für kognitive Einschränkungen durch intensiven Cannabisgebrauch ist besonders bei jungen Menschen groß“, sagt Dr. Scott. „Aber unsere Studie zeigt eher milde Effekte, die nicht von Dauer sind.“
Die Wissenschaftler räumen allerdings ein, dass man noch zu wenig über die Auswirkungen von Cannabis auf das Gehirn weiß. Insbesondere was die Hirnentwicklung bei jungen Konsumenten betrifft. So fehlen Studien, die Langzeiteffekte messen. Das heißt niemand weiß, welchen Schaden dauerhaftes Kiffen im Gehirn nach 30 Jahren oder länger hinterlässt.
Cannabis greift in Hirnentwicklung ein
Dieses Manko sehen auch deutsche Wissenschaftler. In der aktuellen, vom Bundesgesundheitsministerium geförderten, Studie „Capris“ heißt es: „Die aktuelle Forschung zeigt, dass ein regelmäßiger und häufiger Cannabiskonsum die Hirnleistung und insbesondere das Gedächtnis verschlechtert. Die kognitiven Funktionsdefizite scheinen jedoch reversibel zu sein, wobei derzeit noch unklar ist, ob und nach welcher Zeit der Abstinenz die Symptome wieder vollkommen verschwinden. Ebenso ungeklärt ist, welche Rolle ein junges Einstiegsalter und geschlechtsspezifische Unterschiede dabei spielen.“
Dennoch hält es das Autorenteam um PD Dr. Eva Hoch von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und PD Dr. Miriam Schneider von der Universität Heidelberg für wissenschaftlich gesichert gilt, dass Cannabis in die Hirnentwicklung von Jugendlichen eingreift. „Da das sogenannte Endocannabinoid-System bei einem noch unausgereiften Gehirn viel stärker aktivierbar ist als bei einem Erwachsenen, birgt der Konsum von Cannabis bis zum Abschluss der Hirnreife zwischen dem 21. und 23. Lebensjahr höhere Risiken". schreibt das Autorenteam.
Kiffer haben öfter Psychosen
In der Studie „Cannabis: Potential und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse (CaPRis) hatten die Wisenschaftler mehr als 2.000 Studien ausgewertet. Dabei wurden auch psychosoziale Effekte des Kiffens untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass chronische Cannabiskonsumenten öfter die Schule abbrechen und seltener eine akademische Laufbahn einschlagen. Auch soziale Auffälligkeiten sowie ein bis zu dreifah erhöhtes Risiko für Psychosen wurden den Kiffern attestiert.
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