Lymphödem: Vier nicht-medikamentöse Wege zur Linderung

Behandlung eines Ödems am Fuß. – Foto: Adobe Stock/tibanna79
Lymphödeme können entstehen, wenn Lymphgefäße oder Lymphknoten geschädigt sind und sich dadurch Lymphflüssigkeit im Gewebe ansammelt. Häufige Ursache ist zum Beispiel die Entfernung von Lymphknoten im Rahmen einer Krebsbehandlung, etwa bei Brustkrebs.
Forschungsfrage: Nutzen und Schaden nicht-medikamentöser Therapie
Ihre Inspiration holten sich die Wissenschaftler in einem Online-Forum des „Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWiG), in dem Patienten Fragen direkt an Experten richten können. Im vorliegenden Fall geht es um die Frage einer Bürgerin, die wissen wollte, ob sich die Symptome eines fortgeschrittenen Lymphödems nicht durch nicht-medikamentöse Verfahren lindern ließen. Im offiziellen Auftrag des IQWiG gingen Wissenschaftler des „Instituts für Evidenz in der Medizin“ am Universitätsklinikum Freiburg dieser Frage nach und untersuchten nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen auf Nutzen, Schaden sowie ihre Wirtschaftlichkeit.
Lymphödem: Vier Therapieansätze ohne Medikamente
Der Studie zufolge können insbesondere folgende vier Maßnahmen zur Behandlung von Lymphödemen hilfreich sein:
- die Kompressionstherapie (Kompressionsbandagen oder -armstrümpfe üben einen leichten Druck auf den Arm aus und erleichtern so den Abtransport der Lymphflüssigkeit aus den Lymphgefäßen),
- Heimprogramme (Betroffene führen nach professioneller Unterweisung zu Hause eigenständig bestimmte Bewegungs- und Atemübungen durch oder wenden Selbstmassagetechniken an),
- Operationen zum Lymphknotentransfer (mehrere Lymphknoten mit eigenem Blutgefäßsystem werden aus einer gesunden Körperregion entnommen und mit den Blutgefäßen in der erkrankten Lymphödem-Region verbunden) sowie
- die intermittierende pneumatische Kompression (mit einer an eine Pumpe angeschlossenen Manschette wird wechselnder Druck zum Beispiel auf einen Arm aufgebaut, um angestaute Flüssigkeit aus dem Arm zu drücken).
Stichwort „Lymphödem“
Das Lymphödem lässt sich definieren als sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum (Interstitium). Ursache dafür ist eine Funktionsschwäche des Lymphgefäßsystems – mit der Folge, dass interstitielle Flüssigkeit nicht mehr ausreichend über die Lymphgefäße abtransportiert werden kann. Dies führt zu einem Rückstau und zur Ansammlung von Flüssigkeit in den Zellzwischenräumen („Ödem“). Betroffen sein können neben Armen und Beinen auch Gesicht, Hals, Rumpf oder Genitalien. Der Begriff „Lymphödem“ ist dabei keine Krankheitsdiagnose, sondern eine Symptombeschreibung.
So sieht die Standardtherapie beim Lymphödem aus
Als Standardtherapie zur Behandlung von Lymphödemen gilt die komplexe physikalische Entstauungstherapie. Sie besteht laut IQWiG aus fünf verschiedenen Komponenten: der manuellen Lymphdrainage, der Kompressionstherapie, entstauungsförderndem Sport oder Bewegungstherapie, Hautpflege und Aufklärung beziehungsweise Schulungen zur Selbsttherapie.
Vier Krankheitsstadien beim Lymphödem
Beim Lymphödem werden vier verschieden schwere Krankheitsstadien unterschieden. Zunächst schwillt das betroffene Körperteil an; es kann zu Schmerzen und zu einer Einschränkung der Beweglichkeit kommen. Bleibt die Schwellung über längere Zeit bestehen, kann Flüssigkeit tief in das Bindegewebe eindringen. Daraus kann eine Fibrose entstehen: Das ist eine Verdichtung und Verhärtung des Gewebes, die sehr schwer zu behandeln ist. Ein fortgeschrittenes Lymphödem geht für die Betroffenen oft mit einer erheblich eingeschränkten Lebensqualität einher, zumal häufig eine jahrelange oder sogar lebenslange Behandlung des Lymphödems nötig ist, um die Beschwerden zu lindern und Komplikationen vorzubeugen.