„Lupus“: Autoimmunkrankheit trifft vor allem junge Frauen

Typisch für die Autoimmunkrankheit „Lupus": schmetterlingsförmige Rötungen an den Wangen und der Nase. – Foto: AdobeStock/blueringmedia
Schuppenflechte auf der Haut, rheumatoide Arthritis in den Gelenken, Hashimoto-Thyreoiditis in der Schilddrüse: Das sind häufigsten Autoimmunerkrankungen, und wahrscheinlich jeder hat schon einmal von ihnen gehört. Das Immunsystem des Körpers ist in diesen Fällen fehlgeleitet und bekämpft Stoffe im eigenen Körper bekämpft, weil es sie irrtümlicherweise für Krankheitserreger hält oder für „fremd“. Viele Autoimmunerkrankungen treten bei Frauen häufiger auf oder in stärkerer Ausprägung auf. Dies gilt auch für die selten Immunkrankheit, auf die die Medizin am „Welt-Lupus-Tag“ aufmerksam macht, der jährlich am 10. Mai im Kalender steht.
Immunsystem greift Organe an und verursacht Entzündungen
Beim „Systemischen Lupus Erythematodes“ (SLE), der häufigsten Variante, entgleist das Immunsystem und produziert das Immunsystem Antikörper gegen körpereigene Proteine. Diese verteilen sich über den Blutkreislauf im ganzen Körper und lagern sich vor allem in Organen ab, sehr gut durchblutet sind. Die Folge sind Entzündungen in diesen Organen und möglicherweise eine Funktionseinschränkung.
Mehr als 30.000 Betroffene – davon 90 Prozent Frauen
30.000 bis 40.000 Deutsche sind Schätzungen zufolge von Lupus betroffen – 90 Prozent davon sind Frauen. Meist wird die Krankheit zwischen 20 und 30 Jahren zum ersten Mal festgestellt. Die Krankheit verläuft meist in Schüben, die sich in unterschiedlichen Körperpartien oder Organen manifestieren können.
Lupus – körperliche Symptome
Welche Symptome deuten auf Lupus hin? „Im typischen Fall fühlen sich die Patienten müde, haben leichtes Fieber, unerklärlichen Gewichtsverlust, leichten Haarausfall und Lymphdrüsenschwellungen“, heißt es in einer Patienteninformation der Uniklinik München. Ein kurioses Symptom: „Sie werden plötzlich sonnenempfindlich.“ Weitere Symptome können sein: Schmerzhafte oder geschwollen Gelenke, extreme Müdigkeit, Atembeschwerden. Typisch für die Haut des SLE Patienten sind demnach schmetterlingsförmige Rötungen an den Wangen und der Nase. Eine große Gefahr für das Körperinnere sind Störungen der Nierenfunktion mit der Gefahr dauerhafter Organschäden und eine Entzündung des Herzbeutels.
Nerven-Symptome: Depressionen, Konzentrationsstörungen
Außerdem kann bei Lupus auch das Nervensystem kann mit erkranken. Die häufigsten Symptome sind in diesem Fall Depressionen, Konzentrationsstörungen, Krampfanfälle oder Sensibilitätsstörungen.
SLE: Rheumatische Lupus-Form am häufigsten
Die häufigste Form dieser Autoimmunerkrankung ist der „Systemische Lupus Erythematodes (SLE). Die rheumatische Erkrankung ist häufig mit vielen unterschiedlichen Symptomen verbunden, sodass die Diagnose schwierig und langwierig sein kann und vielfach erst nach einer Odyssee ärztlichen Untersuchungen durch einen Rheumatologen gestellt wird.
Nieren und Herz: Lebenswichtige Organe in Gefahr
„Sind die Symptome erkannt, ist es für die Behandlung des Lupus wichtig, dass Patient und Arzt an einem Strang ziehen und gemeinsam die Ziele der Therapie definieren“, heißt es in einer Patienteninformation des Pharmaherstellers GlaxoSmithKline (GSK). Denn für Patient und Arzt stehen erfahrungsgemäß unterschiedliche Dinge im Vordergrund. „Die Patienten belasten in ihrem jetzigen Alltag oft sichtbare und spürbare Symptome, wie Hautsymptome, Muskelschmerzen oder Müdigkeit“, schreiben die Experten von GSK. „Der Arzt hingegen hat häufig vorrangig den Schutz der lebenswichtigen Organe wie der Nieren im Blick, deren Symptome für den Patienten manchmal nicht direkt wahrnehmbar sind.“
Lupus – Krankheit mit vielen Gesichtern
Eine Besonderheit der Krankheit: Jeder Patient hat quasi seinen ganz persönlichen Lupus, denn die Symptome, beteiligten Organe und Schweregrade der Manifestationen sind individuell sehr unterschiedlich. Entsprechend erfordert es eine sehr individuelle Behandlung, die vor allem drei Ziele im Auge hat: potenziell lebensbedrohliche Krankheitsschübe und zunehmende Organschäden vermeiden die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten oder wiederherzustellen und ihre Gesundheitsprognose zu optimieren.
Behandlungsziel: Krankheitsaktivität beruhigen
Da der systemische Lupus derzeit nicht heilbar ist, stellt eine langfristige und bestmögliche Beruhigung der Krankheitsaktivität das wichtigste Therapieziel dar. Die Krankheitsaktivität, die beim SLE immer mit einer auf Dauer organschädigenden Entzündung verbunden ist, kann durch eine gute medizinische Betreuung und unterstützende nicht-medikamentöse Maßnahmen reduziert werden. Hierzu zählen etwa ein Umstellung der Ernährung oder ein konsequenter Sonnenschutz. Der Grund: Ultraviolettes Licht führt fast immer zu einer Verschlechterung der Krankheit.
Therapiemöglichkeiten für ein weitgehend normales Leben
Heutzutage gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten für den systematischen Lupus, die oft ein weitgehend normales Leben ermöglichen. Basistherapeutikum für alle Patienten ist ein Mittel, das ursprünglich gegen Malaria entwickelt wurde – und das allerdings nur bei milden Verlaufsformen als Einzelmedikament ausreicht.
Schwere Fälle – riskante Medikamente
Bei aktiven Verläufen oder der Beteiligung lebenswichtiger Organe kommen folgende Medikamentengruppen als Therapie infrage, deren Einsatz aber wegen ihrer Nebenwirkungen wohl überlegt sein muss:
Glukokortikoide sind stoffwechselwirksame Hormone. Die sie enthaltenden Präparate haben entzündungshemmende Wirkungen und sind dadurch schmerzlindernd, häufig schmerzstillend. Sie werden oft in höheren Dosierungen eingesetzt als langfristig tolerierbar, weil sie sonst ihrerseits im Körper Schäden verursachen können.
Immunsuppressiva sind Medikamente, die die Funktionen des Immunsystems ein Stück herunterfahren. Diese Medikamente sind nicht ohne Nebenwirkungen und Risiken. Insbesondere bei den weniger selektiv wirkenden Substanzen kann durch eine Einschränkung der Abwehrmechanismen das Risiko für Infektions- und die Entstehung von Krebserkrankungen steigen.
Biologika sind Arzneistoffe, die mit Mitteln der Biotechnologie und gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden und deren medizinischer Effekt darin bestehen soll, dass sie gezielt in die Vorgänge des Körpers eingreifen. Diese Proteine und Nukleinsäuren können aus tierischen oder pflanzlichen Organismen stammen oder menschliche Zellen sein. So werden bei bestimmten Formen von Leukämie (Blutkrebst) körpereigene Zellen entnommen, im Labor genetisch verändert, vermehrt und wieder verabreicht.