Lungenhochdruck behandeln durch Östrogensenkung?

Lungenhochdruck ist häufig genetisch bedingt
Lungenhochdruck kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Bei einigen Menschen ist die Erkrankung genetisch bedingt. So kann auch die pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH), eine spezielle Form von Lungenhochdruck, durch genetische Mutationen entstehen. Der häufigste Grund sind Veränderungen im Gen ‚Bone morphogenic Protein Rezeptor Typ II‘ (BMPR2). Allerdings bedeutet ein beschädigtes BMPR2-Gen nicht zwangsläufig, dass sich die Krankheit auch entwickelt. Ein weiterer Faktor, der das Risiko für PAH beeinflusst, ist neueren Forschungen zufolge der Östrogen-Stoffwechsel. Forscher konnten zeigen, dass Frauen, die eine spezielle Form des Östrogens im Körper herstellen, ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung haben.
Senkung des Östrogens reduziert Erkrankungsrisiko
Amerikanische Forscher prüften nun im Tiermodell, ob eine Senkung des Östrogenspiegels einen positiven Effekt auf Lungenhochdruck haben kann. Für ihre Versuche behandelten sie weibliche Mäuse, die einen Defekt im BMPR2-Gen hatten, mit Hemmstoffen gegen Östrogen. Einige dieser Medikamente werden bereits bei der Behandlung von hormonbedingtem Brustkrebs eingesetzt.
Wie sich zeigte, entwickelte etwa die Hälfte der Tiere ohne Medikamente eine pulmonal-arterielle Hypertonie. Wurden sie aber mit den Medikamenten behandelt, lag die Häufigkeit nur noch bei etwa zehn Prozent. In einem zweiten Versuch testeten Wissenschaftler, ob die Medikamente auch Einfluss auf einen bereits entstandenen Lungenhochdruck hatten. Auch hier zeigten sich positive Ergebnisse. So sank der pulmonal-arteriellen Druck unter der Therapie deutlich und erreichte nach Angaben der Studienautoren fast Normalwerte.
Hoffnung auf neue Therapieoption bei PAH
Nach Auffassung der Forscher zeigen ihre Experimente, dass Östrogen-hemmende Medikamente genetisch bedingtem Lungenhochdruck entgegenwirken und diesen auch behandeln können. Besonders für Frauen nach den Wechseljahren und Männer könnte eine Östrogenhemmung demnach eine gute Option bei der Behandlung der PAH sein. Allerdings müsste dies erst noch durch klinische Studien bestätigt werden. Die Ergebnisse der Forschungen wurden im European Respiratory Journal veröffentlicht.
Die pulmonal-arterielle Hypertonie zählt zu den sogenannten seltenen Erkrankungen. Schätzungen zufolge sind etwa 15 bis 50 Menschen pro einer Million Einwohner betroffen. In Deutschland sind schätzungsweise 2000 bis 6000 Menschen an PAH erkrankt. Da die Diagnose allerdings aufgrund der unspezifischen Beschwerden oft schwer zu stellen ist, ist die Dunkelziffer höher.
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