Lungenembolie: Schnelle Thrombolyse erhöht Hirnblutungsrisiko

PEITHO-Studie: Bei Lungenembolie künftig stärker das Blutungsrisiko abschätzen
In der internationalen, multizentrischen „PEITHO“-Studie wurde die Zugabe des Thrombus-auflösenden Medikaments Tenekteplase – zusätzlich zur üblichen Behandlung mit Heparin – gegenüber der Behandlung mit Heparin alleine getestet. An der doppelblinden Studie nahmen 1.006 Patienten aus 13 europäischen Ländern teil. Der kombinierte primäre Endpunkt der Studie war Mortalität oder Kreislaufkollaps nach sieben Tagen. Dieser wurde in der Tenekteplase-Gruppe - im Vergleich zu der Plazebo-Gruppe – signifikant reduziert: Der Statistisch berechnete Wert der relativen Risikoreduktion lag bei 56 Prozent. Doch es gab auch eine Schattenseite der Thrombolyse-Therapie.
Vermehrte Blutungen sind der Preis für die Wirksamkeit der Thrombolyse
„Der Preis für die Wirksamkeit der schnellen Thrombusauflösung war das vermehrte Auftreten von Blutungen, darunter auch von Schlaganfällen mit Hirnblutung“, sagt Studienleiter Dr. Stavros Konstantinides Professor für Klinische Studien am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz. So traten bei zwei Prozent der Patienten in der Thrombolyse-Gruppe Hirnblutungen auf. „In zukünftigen Studien werden wir unser Konzept zur Abschätzung der Risiken verfeinern und vor allem Patienten mit geringem Blutungsrisiko besser identifizieren“, schlussfolgert Prof. Konstantinides aus den Studienergebnissen. „So könnte beispielsweise die Dosis des Medikaments bei älteren Patienten reduziert und alternative Methoden der Thrombolyse untersucht werden.“
PEITHO-Studie
Die PEITHO-Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Französischen Ministerium für Gesundheit gefördert. Die Ergebnisse der Studie hat das New England Journal of Medicine, die weltweit renommierteste Fachzeitschrift für große klinische Studien, am 10. April 2014 veröffentlicht.
Thrombus in der Lunge: unüberwindbares Hindernis
Eine Lungenembolie tritt auf, wenn sich ein Teil eines Blutgerinnsels (Thrombus) in einer Vene löst, in die Lunge wandert und eins oder mehrere Lungengefäße verstopft. Im Zuge einer Lungenembolie ist die häufigste Todesursache ein Versagen der rechten Herzkammer, die wegen der Verstopfung der Lungenarterie durch die Gerinnsel in ihrer Funktion stark eingeschränkt ist. Dazu Stavros Konstantinides: „Bei einer Lungenembolie wird die rechte Herzkammer akut mit einem „unüberwindbaren“ Hindernis konfrontiert. Dies hat in Deutschland jährlich circa 40.000 Todesopfer zur Folge.“