Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Lüftungsanlage zum selber Basteln entfernt 90 Prozent der Aerosole im Raum

Sonntag, 1. November 2020 – Autor:
Forscher vom Max-Planck-Institut für Chemie haben eine einfache Anlage konstruiert, die rund 90 Prozent der Aerosole aus der Raumluft leiten kann. Das Modell soll zum Nachbasteln geeignet sein und nicht mehr als 200 Euro kosten.

Frische Luft in Mainzer Klassenzimmer: Eine einfache Anlage entfernt 90 Prozent potenziell Corona-haltiger Aerosole aus der Raumluft

Warme Luft steigt nach oben. Dieses physikalische Gesetz haben sich Forscher Max-Planck-Institut (MPI) für Chemie zu Nutze gemacht, um potenziell Corona-haltige Aerosole aus der Raumluft zu entfernen. Das Ergebnis ist eine einfache Anlage, die sich mit Materialien für rund 200 Euro aus dem Baumarkt nachbauen lässt.

Laut einer Mitteilung des MPI für Chemie werden mit der einfachen Anlage 90 Prozent der Aerosoloe aus einem Raum ausgeleitet. Installiert ist die Konstruktion bereits in Klassenzimmern einer Mainzer Gesamtschule, wo die Frau des Erfinders als Lehrerin unterrichtet. 

Aerosole werden über jedem Tisch "eingesammelt"

So sieht die Konstruktion aus: Über jedem Tisch hängt in Deckenhöhe ein breiter Schirm, der mit einem Rohr verbunden ist. Alle Rohre führen in ein zentrales Rohr, das wiederum durch ein gekipptes Fenster nach draußen führt. Ein Ventilator am Ende des Rohrs sorgt dafür, dass die Luft aktiv nach außen transportiert wird. Fertig.

„Jeder Mensch produziert warme Luft, die nach oben steigt. Richtet man diesen Luftstrom nach draußen, nimmt er Aerosolpartikel und mögliche Coronaviren mit sich“, erklärt der Erfinder der Anlage Frank Helleis vom MPI das clevere Prinzip.  „Unsere Messungen haben gezeigt, dass das Abluftsystem mit den Hauben über 90 Prozent der Aerosole kontinuierlich entfernt“, sagt Helleis. Zwar funktioniere die simple Anlage auch ohne die trichterförmigen Hauben über den einzelnen Tischen, diese sammelten die Aerosole dort aber gezielt ein. „Das haben wir mit Aerosolspektrometern und künstlich erzeugten Aerosolen nachgewiesen“, so Helleis.

Anlage in Mainzer Klassenraum installiert

Den ersten Prototypen haben Helleis und seine Kollegen bereits im Sommer in einem Klassenraum der Integrierten Gesamtschule Mainz-Bretzenheim montiert. Seither ist die Anlage dort im Dauereinsatz. „Es hörte sich so einfach und überzeugend an, dass wir uns sofort entschlossen haben, mitzumachen“, sagt Roland Wollowski, Schulleiter an der Integrierten Gesamtschule Mainz-Bretzenheim. In den kommenden Wochen will er nun möglichst viele Klassenzimmer mit der Lüftungsanlage ausstatten Der Schulträger, die Stadt Mainz, unterstützt ihn dabei. Ob die Anlage auch an anderen Schulen in Rheinland-Pfalz eingesetzt werden kann, diskutieren derzeit Mitarbeiter des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz, die die Funktionalität der Konstruktion bereits vor Ort geprüft haben.

Die Anlage lässt sich prinzipiell in jedem Raum installieren, der über eine Steckdose und ein kippbares Fenster oder Oberlicht verfügt. Helleis sieht die Anlage wegen der geringen Material- und Betriebskosten als eine clevere Alternative zum Stoßlüften und teuren Filteranlagen.

Bauanleitung demnächst im Netz

Derzeit braucht es noch etwas handwerkliches Geschick, da die Einzelteile individuell zusammengebaut und montiert werden müssen. Dazu erstellen Frank Helleis und seine Kollegen eine Bauanleitung, um die Eingangshürde für den Nachbau möglichst gering zu halten. Diese werden sie in Kürze auf die Webseite des Max-Planck-Instituts für Chemie stellen. Bereits jetzt gibt es dort ein Kontaktformular, über das Interessierte die Anleitung kostenfrei bestellen können (LINK). Die Mainzer Forscher stehen zudem in Kontakt mit Unternehmen, die einzelne Formteile für die Konstruktion fertigen könnten – das würde den Nachbau noch leichter machen.

Foto: © Adobe Stock/tippapatt

Hauptkategorien: Berlin , Corona , Prävention und Reha
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus

Weitere Nachrichten zum Thema Aerosole

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin