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Low Carb: „Kein relevanter Vorteil“ gegenüber anderen Diäten

Montag, 31. Januar 2022 – Autor:
Kohlenhydratarme Diäten sind in – und zugleich ein lukratives Geschäft. Ihr Versprechen: dass sie wirksamer und gesünder seien als ausgewogene Diäten zur Gewichtsreduzierung. Eine Studie des Wissenschaftsnetzwerks Cochrane entzaubert jetzt „Low Carb“: Diese angesagte Diätform biete im Vergleich zu anderen kalorienreduzierenden Diäten keinen relevanten Vorteil.
Low-Carb-Lebensmittel.

Arm an Kohlenhydraten –dafür reich an Fett und Eiweiß: Lebensmittel, die für eine Low-Carb-Diät empfohlen werden. – Foto: AdobeStock/azurita

Verbraucher geben jedes Jahr Millionen aus, um mit Hilfe von Diäten, Produkten, Lebensmitteln und Büchern abzunehmen. Immer wieder wird darüber diskutiert, ob und wie wirksam und sicher welche Diätformen sind. Daher ist es wichtig, die wissenschaftliche Evidenz für diese Behauptungen immer wieder zu prüfen. Das internationale Wissenschaftsnetzwerk „Cochrane“ hat jetzt die Low-Carb-Diät und deren mögliche Effekte aufs Abnehmen sowie die Allgemeingesundheit näher unter die Lupe genommen. Für diese Meta-Studie wurden 61 Einzelstudien mit fast 7.000 Teilnehmern ausgewertet. Das Ergebnis: Die Autoren hätten dabei „keinen relevanten Vorteil dieser angesagten Diätform im Vergleich zu anderen kalorienreduzierenden Diäten“ entdecken können, heißt es in einer aktuellen Mitteilung von Cochrane Deutschland.

Gewichtsabnahme: „Kaum Unterschiede“ zu anderen Diäten

„Die Gewichtsabnahme von Personen, die eine kohlenhydratarme Diät (auch bekannt als Low-Carb-Diät) einhalten, unterscheidet sich wahrscheinlich kaum von der Gewichtsabnahme von Personen, die eine Diät mit ausgewogenen Kohlenhydraten einhalten, und das bis zu zwei Jahre lang“, heißt es bei Cochrane weiter.

Neben dem Abnehm-Effekt nahmen die Wissenschaftler auch mögliche günstigere Effekte einer Low-Carb-Diät für die Allgemeingesundheit in den Fokus. Ihr Fazit: Auch bei den Veränderungen der Risiken für Herzkrankheiten wie diastolischer Blutdruck, glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c, ein Maß für den Blutzuckerspiegel über einen Zeitraum von 2 bis 3 Monaten) und LDL-Cholesterin („ungesundes“ Cholesterin) gebe es im maximalen Beobachtungszeitraum der Studien von zwei Jahren „wahrscheinlich wenig bis gar keine Unterschiede zwischen den Diäten“.

Stichwort „Low Carb“

Der spezielle Ansatz von Low-Carb-Diäten (engl. für: low carbohydrates = wenig Kohlenhydrate) liegt darin, die Ernährung so umzustellen, dass möglichst wenig Kohlenhydrate (vor allem Zuckerformen) verzehrt werden – sei es in fester oder flüssiger Form. Das bedeutet in der Regel: wenig Getreide und Hülsenfrüchte, wenig Milch(-produkte), ein Verzicht auf die meisten Früchte sowie bestimmte Sorten von Gemüse. Diese Lebensmittel werden dann durch fett- und eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Käse, Butter, Sahne und Öle ersetzt.

Low Carb: Diätform ohne allgemein akzeptierte Definition

Auch innerhalb des Low-Carb-Spektrums gibt es eine ganze Reihe verschiedener Strategien. Bei einigen kohlenhydratarmen Diäten wird empfohlen, beliebig viel des Erlaubten zu essen, während andere die aufgenommene Energiemenge beschränken. Allgemein akzeptierte Definitionen für diese verschiedenen Unterformen gibt es laut Cochrane nicht.

Low Carb und andere Diätformen: Was ist der Unterschied?

Im Unterschied zu streng Kohlenhydrat-armen Low-Carb-Strategie setzt sich die Ernährung bei ausgewogenen (kohlenhydrat-balancierten) Diäten aus ausgeglichenere Mengen an Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten zusammen. Sie entsprechen den aktuellen Empfehlungen der Gesundheitsbehörden für eine gesunde Ernährung. Wenn sie zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden, empfehlen ausgewogene Diäten, die aufgenommene Energiemenge insgesamt einzuschränken, etwa durch kleinere Portionen oder gesündere Lebensmittel (zum Beispiel mageres statt fettes Fleisch).

Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
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