Low-Calorie-Diät verändert Darmmikrobiom und hält Immunsystem jung

Kalorienarme Diät verbessert Immunsystem und Stoffwechsel – Foto: ©Bobo - stock.adobe.com
Fettleibigkeit kann bekanntermaßen zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen, etwa einen Diabetes vom Typ 2, Bluthochdruck oder kardiovaskuläre Erkrankungen. Es sind die Fettzellen, die Entzündungen im Körper verursachen und letztlich auch das Immunsystem schwächen, weil es zu einer Zunahme bestimmte T- und B-Gedächtniszellen kommt. Der Prozess wird Immunseneszenz genannt, eine altersbedingte Veränderung des Immunsystems.
Positive Effekte vom Fasten bekannt
Kalorienarme Diäten können aber die Stoffwechsellage wieder verbessern, so dass sich etwa die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes bei adipösen Personen hinauszögern lässt. Auch das Immunsystem profitiert von weniger Kalorien. Das zeigen etwa Studien zum Fasten.
Um die positiven Effekte besser zu verstehen, haben Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) nun eine kleine, aber bemerkenswerte Studie durchgeführt. Den Verdacht, dass das Darmmikrobiom eine maßgebliche Rolle dabei spielt, konnte das Forscherteam erhärten.
Darmmikrobiom nach Diät transplantiert
Für die Studie wurde eine adipöse Frau acht Wochen lang auf eine 800-Kalorien-pro-Tag Diät gesetzt. Proben ihres Darmmikrobioms vor und nach der Diät wurden in einem nächsten Schritt in ein Modell transplantiert, das keine Mikroorganismen enthielt. Mit Hilfe des sogenannten gnotobiotischen Modells konnten die Forschenden einen Vorher- Nachher-Vergleich anstellen und beobachten, welche Effekte das auf Diät gesetzte Darmmikrobiom auf den Stoffwechsel und das Immunsystem der Probandin hatte.
Alterung des Immunsystems scheint verzögert
Das Ergebnis: Durch die Transplantation des diätgeprägten Mikrobioms verbesserte sich der Glukosestoffwechsel und die Fettablagerung wurde reduziert. Außerdem reduzierte sich die Anzahl der T- und B-Gedächtniszellen, deren Zunahme mit der Alterung des Immunsystems assoziiert ist. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die positiven Auswirkungen einer kalorienarmen Ernährung auf den Stoffwechsel und das Immunsystem über das Darmmikrobiom vermittelt werden“, fasst Erstautorin Julia Sbierski-Kind zusammen. Zudem wiesen die Ergebnisse auf eine „Verzögerung der Immunseneszenz“ hin.
Könnte also die Alterung des Immunsystems durch weniger essen verlangsamt werden? Da das Experiment bislang nur mit dem Mikrobiom eines Menschen durchgeführt wurde, gibt es dafür noch keine ausreichende Evidenz. Die Experimente müssten mit weiteren Probanden wiederholt werden müssen, um die Ergebnisse zu bestätigen.
Langfristig könnten die neuen Erkenntnisse könnten jedoch für die medizinische Praxis interessant sein, glaubt Studienautor Reiner Jumpertz-von Schwartzenberg. „Ein verbessertes Verständnis des komplexen Zusammenspiels zwischen Ernährung, Mikrobiom und Immunsystem kann die Grundlagen für die Entwicklung neuartiger mikrobiombasierter, therapeutischer Optionen für die Behandlung von Stoffwechselkrankheiten und Immunkrankheiten legen“, so der DZD-Forscher.
Die Studie “Effects of caloric restriction on the gut microbiome are linked with immune senescence” ist soeben im Fachjournal “Microbiome” erschienen.