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Erwerbstätige Long-Covid-Patienten waren im Schnitt 105 Tage krankgeschrieben. Das zeigt der Gesundheitsreport 2022 der TK, der auf Patientendaten der Krankenkasse basiert. Zugleich erhielt nur knapp ein Prozent der mit Covid-19 infizierten TK-Versicherten diese Diagnose.
"Die Zahl der Betroffenen erscheint relativ gering. Aber das sind nur die Patientinnen und Patienten, die auch mit dieser konkreten Diagnose krankgeschrieben worden sind - wir gehen zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus", sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. Vor dem Hintergrund des vielfältigen Krankheitsbilds werde häufig nicht nur der entsprechende Diagnoseschlüssel genutzt.
Ein Diagnoseschlüssel für Post- und Long-Covid
Für langfristige Folgen einer Coronainfektion ist der Begriff Long-Covid gebräuchlich. Per Definition bezeichnet er Beschwerden, die länger als vier Wochen nach einer Infektion auftreten oder fortbestehen, wohingegen mit Post-Covid Beschwerden bezeichnet werden, die länger als zwölf Wochen nach Infektion anhalten oder neu auftreten. In der ICD-10-Diagnoseklassifikation ist eine derartige Differenzierung aber nicht vorgesehen. Dort gibt es nur seit November 2020 den neuen Diagnoseschlüssel U07.4 beziehungsweise U09.9 "Post-Covid-Zustand".
Thomas Grobe vom Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen hat die Daten für die TK aufbereitet: "Inklusive der Verdachtsfälle hatten insgesamt 13,1 Prozent der TK-versicherten Erwerbstätigen 2020 eine Covid-19-Diagnose. Bei dieser Gruppe sind laut Modellrechnung rund 1,6 Prozent aller verursachten Fehlzeiten auf längerfristige Auswirkungen dieser Corona-Erkrankung zurückzuführen."
Long-Covid-Patienten lange krankgeschrieben
Long-Covid-Patienten waren lange krankgeschrieben: Nach leichtem Verlauf der Corona-Infektion waren es 2021 durchschnittlich 90 Tage, nach einem Krankenhausaufenthalt von mehr als sieben Tagen waren es im darauffolgenden Jahr im Schnitt 168 Tage, bei Betroffenen, die beatmet werden mussten, waren es durchschnittlich 190 Tage. Zum Vergleich: Im Schnitt waren TK-versicherte Erwerbspersonen 2021 genau 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet.
Die Symptome von Long-COVID sind vielfältig und reichen von extremer Müdigkeit bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen. Christian Gogoll, Lungenfacharzt an der Evangelischen Lungenklinik Berlin, Mitverfasser der Leitlinien für Long-Covid und selbst Long-Covid-Patient: "Long-COVID kann das Leben der Betroffenen massiv einschränken. Atemnot, Erschöpfung, Nervenschmerzen, die kleinste Tätigkeit führt im Alltag zur Belastung. Das weiß ich aus eigener Erfahrung."
Es gibt nicht die "eine" Behandlungsmethode für Long-Covid
Long-Covid sei eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Daher gebe es auch nicht "die eine" richtige Behandlungsmethode. Generell steht laut Gogoll die Hausarztpraxis im Mittelpunkt. Der Hausarzt beziehungsweise die Hausärztin koordiniert die Behandlung und leitet - wenn notwendig - an Facharztpraxen für Neurologie oder Lungenheilkunde weiter.
Long-Covid-Betroffene mit den Symptomen einer ausgeprägten Erschöpfung ("Fatigue") unterstützt die TK jetzt mit der "Fimo Health-App". Sie hilft, die Symptome besser zu verstehen und einer möglichen Chronifizierung entgegenzuwirken.