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Long-Covid-Betroffene: Über 100 Tage krankgeschrieben

Mittwoch, 6. Juli 2022 – Autor:
Covid-19-Patienten sind aufgrund der Folgeerkrankung Long-Covid ungleich länger krankgeschrieben als wegen der zunächst durchgemachten Infektion. Und: viel länger als der Durchschnittsversicherte übers Jahr. Das zeigt der TK-Gesundheitsreport.
Long-Covid-Patientin liegt auf der Couch.

Schon Corona-Patienten mit mildem Infektionsverlauf waren, wenn sie Long-Covid bekamen, im Schnitt 90 Tage krankgeschrieben – und Leute mit schwereren Verläufen sogar noch länger. – Foto: AdobeStock/Maria

Die Corona-Folgeerkrankung „Long-Covid“ betrifft nur einen kleinen Teil der Menschen, die eine Corona-Infektion durchlaufen haben. Wer diese Diagnose aber erhält, der hat lange mit ihr zu tun. Das zeigt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse (TK). Von den TK-versicherten Erwerbstätigen, die im Jahr 2020 eine Covid-19-Diagnose mit Virusnachweis (PCR-Test) erhalten haben, war im Folgejahr 2021 „nur“ knapp ein Prozent mit der Diagnose „Long-Covid“ krankgeschrieben. „Damit sorgt Long-Covid insgesamt betrachtet bei den Erwerbstätigen bisher nur für einen relativ geringen Anteil am Gesamtkrankenstand“, so das Fazit der TK. Mit durchschnittlich 105 Tagen seien die Betroffenen jedoch außergewöhnlich lange Zeit krankgeschrieben.

Long-Covid: Krankschreibung bis zu zehnmal so lang wie während der eigentlichen Corona-Infektion

Zum Vergleich: Der Durchschnitt der TK-versicherten Erwerbspersonen war im vergangenen Jahr 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet. Die Arbeitsunfähigkeitstage im Fall einer Corona-Infektion bewegten sich 2021 und 2022 – je nach gerade vorherrschender Virus-Variante und Jahreszeit – in einem Korridor zwischen 10 und 20 Tagen. Long-Covid mit seinen Symptomen wie chronischer Erschöpfung, schnell außer Atem kommen oder Konzentrationsproblemen macht damit zwischen fünf- und zehnmal so lange arbeitsunfähig wie die im ersten Stadium durchgemachte, grippeähnliche Infektion.

Long-Covid: Schon bei leichtem Infektionsverlauf 90 Tage krank

Der TK-Gesundheitsreport zeigt: Je schwerer die Corona-Infektion, desto gravierender potenziell auch das Krankheitsbild von Long-Covid. Das bedeutet aber offenbar keineswegs, dass Patienten mit einer leichten Infektion nichts zu befürchten hätten.

  • Schon Long-Covid-Betroffene mit leichtem Verlauf der ursprünglichen Corona-Krankheit waren der TK-Studie zufolge im Kalenderjahr 2021 durchschnittlich 90 Tage krankgeschrieben.
  • Long-Covid-Betroffene, die wegen ihrer Corona-Infektion mehr als sieben Tage im Krankenhaus lagen, waren im darauffolgenden Jahr im Schnitt 168 Tage krankgeschrieben.
  • Bei den Betroffenen, die im Krankenhaus beatmet werden mussten, waren es sogar durchschnittlich 190 Tage.
  • Zum Vergleich: Im Schnitt war jede TK-versicherte Erwerbsperson im vergangenen Jahr 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet.

Long-Covid: Auswirkungen noch nicht absehbar, Dunkelziffer hoch

Die Symptome von Long-Covid sind vielfältig und reichen von eingeschränkter Belastbarkeit und extremer Müdigkeit über Atemnot und Kopfschmerzen bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen. „Die Analyse zeigt: Wer von Long-Covid betroffen ist, hat lange mit dieser Krankheit – die uns noch viele Rätsel aufgibt – zu tun", sagt Jens Baas, der Vorstandsvorsitzende der TK. „Die Zahl der Long-Covid-Betroffenen erscheint mit knapp einem Prozent relativ gering. Aber das sind nur die Patientinnen und Patienten, die auch mit dieser konkreten Diagnose krankgeschrieben worden sind – wir gehen zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus."

Fachgesellschaft: Fast jeder Sechste hat auch Long-Covid

Verlässliche, repräsentative Daten zum Anteil der Erkrankten mit Langzeitfolgen liegen für das junge Krankheitsbild noch nicht vor. Genauso wie bei der offiziellen Zahl der Corona-Infektionen ist auch bei Long-Covid von einer großen Diskrepanz zur tatsächlichen Zahl auszugehen. Gründe dafür sind: Längst nicht alle Fälle werden erfasst. Viele Menschen lassen sich mit Long-Covid-Symptomen wie zum Beispiel starker Müdigkeit gar nicht krankschreiben. Und für dieses neue und vielfältige Krankheitsbild steht überhaupt erst seit November 2020 ein eigener Diagnoseschlüssel zur Verfügung. Auch Therapiekonzepte gibt es bisher nur in Ansätzen.

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) geht von einem Anteil von mindestens 17 Prozent Langzeitbetroffenen aus – das wäre knapp jeder sechste der Corona-Patienten in Deutschland.

1,3 Millionen Fehltage aufgrund einer Covid-19-Erkrankung

Dem TK-Gesundheitsreport zufolge hatte im Statistikjahr 2020 mehr als jeder Achte der TK-versicherten Erwerbstätigen eine Covid-19-Diagnose. Es zeigt sich, dass bei dieser Gruppe laut Modellrechnung sogar rund 1,6 Prozent aller verursachten Fehlzeiten auf längerfristige Auswirkungen dieser Corona-Erkrankung zurückzuführen sind. Das entspricht in etwa 1,3 Millionen Fehltagen.

Um die Zahlen richtig einzuordnen, weist die TK darauf hin, dass für den aktuellen Report nur Fehlzeiten aus dem ersten Pandemiejahr 2020 analysiert werden konnten. „Damals war die Ausgangslage noch eine ganz andere“, sagt TK-Chef Baas. „Wir hatten noch nicht so viele Virusvarianten und es gab noch keine Impfung. Hinzu kommt die steigende Anzahl der Corona-Infizierten im Laufe der Pandemie. Daher ist noch nicht abzusehen, was da gegebenenfalls noch auf uns zu kommt."

Hauptkategorie: Corona
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